Hildesheim (epd). Trotz massiver Tatvorwürfe im Hinblick auf sexualisierte Gewalt bleiben die sterblichen Überreste des früheren katholischen Bischofs von Hildesheim, Heinrich Maria Janssen (1907-1988), in der Bischofsgruft des Hildesheimer Doms. Die Gruft werde verschlossen und künftig nicht mehr öffentlich zugänglich sein, teilte das Bistum am 17. Oktober mit. Sie werde in Zukunft auch nicht mehr als Begräbnisstätte für Hildesheimer Bischöfe dienen. Neben Janssen sind in der Gruft die Bischöfe Joseph Godehard Machens und Josef Homeyer beigesetzt.
Nachdem vor drei Jahren die Tatvorwürfe gegen Janssen posthum bekannt geworden waren, hatten zahlreiche Stimmen aus dem Umfeld des Bistums vehement eine Umbettung des früheren Bischofs gefordert. Andere sprachen sich strikt dagegen aus. Eine unabhängige wissenschaftliche Untersuchung hatte 2021 eklatante Missstände im Umgang mit sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch im Bistum während der Amtszeit von Bischof Janssens zwischen 1957 und 1982 dokumentiert. Darüber hinaus hatten fünf Personen angegeben, Janssen habe sexualisierte Gewalt an ihnen verübt.
„Totenruhe nicht stören“
Mit der Schließung der Gruft beschlossen der amtierende Bischof Heiner Wilmer und die acht Mitglieder des Domkapitels nun einen Kompromiss. „Wir belassen die drei in der Bischofsgruft bestatteten Bischöfe an ihrem Ort, um ihre Totenruhe nicht zu stören“, sagte Wilmer. „Das gebietet unsere grundsätzliche Achtung vor den Verstorbenen, unabhängig davon, wie viel Schuld sie zu Lebzeiten auf sich geladen haben.“ Ein Schild vor der Gruft soll künftig darüber informieren, dass es gegen Janssen Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gibt.