Hannover (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sieht die evangelische Kirche vor grundlegenden Veränderungen. Ein aktuelles Beispiel für die schwindende Wahrnehmung ihrer Bedeutung sei der Koalitionsvertrag der künftigen Ampel-Regierung, sagte Meister am 25. November in Hannover vor der digital tagenden Landessynode. „Kirche kommt auf etwas mehr als acht Zeilen vor in diesem Vertrag.“
In dem Passus zu Arbeitsvertragsregelungen sei zudem falsch von „verkündungsnahen Tätigkeiten“ die Rede, dabei gehe es um Verkündigung, sagte Meister. Diese schließe eine geistliche Sinnvermittlung ein. „Dass aber dieser für uns so selbstverständliche Sachverhalt nicht mehr gegenwärtig ist, sollte uns als Kirche nachdenklich machen.“
Auch wenn sie nach wie vor an staatliche Vorgaben gebunden sei, sehe sich die Kirche verstärkt als zivilgesellschaftliche Akteurin. „Die klassischen gesellschaftlichen Ordnungen haben sich verändert zu einer hochengagierten öffentlichen Beteiligungskultur“, sagte Meister. „Diese Kultur nimmt ihre Anliegen in die eigenen Hände. Sie bringt es auf die Straße, in die öffentlichen Räume, in Vereinsheime, Bürgerstiftungen und Quartiersentwicklungen, in die sozialen Netzwerke und auch in die Kirchen.“