Frankfurt a.M./Bensheim (epd). Die geplante Tolerierung anderer Konfessionen bei Mahlfeiern auf dem Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt am Main ist nach Ansicht des Ökumene-Experten Martin Bräuer ein starkes Symbol. Man dürfe allerdings nicht zu viel hineininterpretieren, sagte der Catholica-Referent des Konfessionskundlichen Instituts des Evangelischen Bundes im südhessischen Bensheim dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Es sei kein „gemeinsames Abendmahl“ und damit keine ökumenische Sensation, so Bräuer. Es liege keine Einladung der katholischen Seite vor. Wenn Protestanten an der katholischen Eucharistiefeier oder Katholiken am evangelischen Abendmahl teilnehmen wollen, liege das ganz allein im Ermessen des oder der Einzelnen. Weiter könne man zurzeit nicht gehen.

Für Katholiken „bedeutsamer Schritt“

Neu sei, „dass man das zum ersten Mal so macht“, fügte Bräuer hinzu. Für die Protestanten sei es keine große Sache, für die katholische Seite allerdings ein „bedeutsamer Schritt“, betonte der evangelische Theologe und Pfarrer. In der evangelischen Kirche seien ohnehin alle Getauften zum Abendmahl eingeladen.

Die Veranstalter des weitgehend digitalen 3. Ökumenischen Kirchentags vom 13. bis 16. Mai laden Gemeinden in Frankfurt aber auch ganz Deutschland dazu ein, für Samstagabend (15. Mai) Gottesdienste „ökumenisch sensibel“ zu gestalten, um Begegnungen zwischen den Konfessionen zu ermöglichen. Die Gewissensentscheidung der einzelnen Gottesdienstbesucher, ob sie an der Mahlfeier der jeweils anderen Konfession teilnehmen, soll respektiert werden.

Live übertragen werden ein evangelischer, ein römisch-katholischer, ein evangelisch-freikirchlicher Gottesdienst sowie eine orthodoxe Vesper aus Frankfurt. Weiterhin bleibt unklar, wie die Mahlfeiern während der Corona-Pandemie überhaupt stattfinden können.

Vatikan wies Handreichung der Bischofskonferenz zurück

Bräuer erinnerte an die Handreichung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz von Anfang 2018, die vom Vatikan zurückgewiesen wurde. Der als Orientierungshilfe erschienene Text soll evangelischen Gläubigen mit katholischen Ehepartnern einen Weg pastoraler Begleitung öffnen, bei dem im Einzelfall der Empfang der katholischen Kommunion möglich werden kann.

In Frankfurt gehe man nun einen Schritt weiter, so Bräuer. Die Teilnahme werde nicht auf konfessionsverbindende Ehen begrenzt, sondern auf alle Getauften, die eine Teilnahme mit ihrem Gewissen vereinbaren können: „Das ist der entscheidende Punkt.“ Die katholische Seite mache deutlich, dass sie zwar nicht einlädt, aber die Gewissensentscheidung des anderen respektiert. Wer kommen wolle, werde nicht abgewiesen. In den meisten Gemeinden sei dies ohnehin langjährige Praxis, das „weiß jeder, auch die Bischöfe und der Papst“.