Hannover (epd). Angesichts der politischen Entwicklungen in den USA hat der frühere Bundespräsident Christian Wulff dazu aufgerufen, europäische Werte zu verteidigen. „Unser Europa kann vorbildlich für eine weltoffene, liberale Gesellschaft bleiben“, sagte Wulff am Samstag beim evangelischen Kirchentag in Hannover.

Der christliche Nationalismus in den USA habe mit dem Christentum nichts zu tun. „Jesus hat uns gelehrt, nicht eine bestimmte Ideologie zu lieben, sondern Menschen“, sagte Wulff. Auch in Deutschland würden zunehmend Feindbilder wie Antisemitismus kreiert.

Erstarken der AfD „Ernstfall in unserem Land“

Das Erstarken der AfD sei für ihn „der Ernstfall in unserem Land“. Unter Applaus betonte Wulff: „Vielfalt und Demokratie sind anspruchsvoll. Es ist nämlich einfach, eine Mehrheit zu organisieren gegen Minderheiten.“ Politische Klarheit bedeute für ihn, die AfD in Deutschland zu bekämpfen. Extremisten dürften keine Ämter bekommen, denn sie missbrauchten diese.

Die amerikanische Kirchenpräsidentin Karen Georgia Antoinette Thompson sagte, es sei problematisch und falsch, wenn christliche Nationalisten Donald Trump mit dem Papst gleichsetzten oder ihn als von Gottes Gnaden sähen. „Das ist ein Sakrileg“, sagte die Präsidentin der United Church of Christ.

Bilz: Positionierung schmerzhaft, aber nötig

Der sächsische Landesbischof Tobias Bilz sagte, in den AfD-Hochburgen im Osten, wo teils Menschen um ihr Auskommen fürchteten, sei es „schmerzhaft“, sich zu positionieren. Es bleibe aber nötig. „Wir müssen aus unseren Löchern treten und in eine Debatte eintreten, die für die freiheitliche Demokratie von existenzieller Bedeutung ist.“