Nürnberg (epd). Zu Beginn des evangelischen Kirchentags in Nürnberg haben Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Kirche der Opfer der NSU-Morde und anderer unmenschlicher Verbrechen gedacht. Fromm sein genüge „nicht in der Kirche und nicht in der Demokratie“, sagte Kirchentagspräsident Thomas de Maizière am Mittwoch am NSU-Mahnmal am Kartäusertor. Christen seien dazu berufen, wach zu sein, hinzuschauen, sich zu informieren und sich eine Meinung zu bilden.

In seiner ganzen ungeheuren Ambivalenz sei der Mensch zum Besten und zum Grausamsten fähig, sagte Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern. Als positive Beispiele wurden fünf Personen mit dem Attribut „a real Mentsh“ vorgestellt. Der Begriff stammt aus dem Jiddischen und beschreibt Menschen, die Vorbilder sind und sich durch edles Handeln auszeichnen. „Menschen, die gut sind, aber nicht zu gut, um wahr zu sein“, sagte Kirchentags-Generelsekretärin Kristin Jahn.

Beeindruckt von klarer Haltung

Auch der im September 2000 von Terroristen des NSU in Nürnberg ermordete Blumenhändler Enver Simsek und seine Tochter Semiya sind für Elisabeth Hann von Weyhern „real Mentshen“. Weil sie sich nach rassistischen Verdächtigungen im Zuge der Aufklärung des Mordes an ihrem Vater in Deutschland nicht mehr willkommen fühlte, ist Semiya Simsek mit ihrer Familie in die Türkei gezogen. „Trotzdem kommt sie hierher, besucht Schulklassen und engagiert sich für Anerkennung und Aufklärung. Frau Simsek hat mich sehr beeindruckt mit ihrer klaren Haltung“, sagte Hann von Weyhern. Für die zehn Mordopfer der rechtextremen Terrorgruppe NSU steht seit 2013 ein Mahnmal am Kartäusertor.