

Kiel, Lübeck (epd). Der Einsatz von humanoiden Robotern in Pflegeheimen kann die mentale und körperliche Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohnern verbessern. Das ist ein Ergebnis des Pilotprojekts „Robust“, bei dem Erfahrungen mit Roboter Charlie in zwei vollstationären Pflegeeinrichtungen der Diakonie in Schleswig-Holstein und zwei Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen über drei Jahre wissenschaftlich begleitet und ausgewertet wurden. Am Projekt waren auch der Verband der Ersatzkassen (vdek), die Fachhochschule (FH) Kiel sowie die Gesellschaft für digitalisierte und nachhaltige Zusammenarbeit Siegen (DNZ) beteiligt, wie die FH am 9. April mitteilte.
Dreimal pro Woche sei der Roboter in das Angebot der jeweiligen Pflegeeinrichtung integriert worden, hieß es. „Unsere Seniorinnen und Senioren waren von Charlie schnell begeistert. Sie empfinden ihn als Bereicherung und machen bei den Bewegungsübungen, zu denen Charlie sie motiviert, ebenso gerne mit wie bei der Beantwortung von Quizfragen“, berichtete Jutta Tandler, Projektverantwortliche im Pflegezentrum Travetal der Diakonie Nord Nord Ost in Lübeck.
Die meistgenutzte App war diejenige mit Bewegungsübungen, gefolgt von der Jukebox mit über 100 Schlagern sowie klassischer Musik und der Quiz-App. „Mit den Erfahrungswerten aus der Pflegeeinrichtung konnten wir die Robotik-Apps kontinuierlich weiterentwickeln und das Angebotsspektrum des Roboters verbessern“, sagte Projektleiter Jens Lüssem.
Mögliche gesundheitsförderliche Aspekte bei den Bewohnenden seien über acht Wochen untersucht worden. Das Ergebnis: Der Einsatz von Charlie und anderen Robotern habe nachweislich das Wohlbefinden bei den Bewohnerinnen und Bewohner der Pflegeeinrichtungen gesteigert. „Sie hatten Spaß an dem Roboter, bewegten sich mehr und fühlten sich weniger einsam“, sagte Gaby Lenz, Professorin für Soziale Arbeit an der FH Kiel.
Auch Doreen Boniakowsky, Geschäftsbereichsleitung Pflege der Diakonie Nord Nord Ost, bewertet das Projekt als Erfolg: „In unserem Pflegezentrum Travetal ist Roboter Charlie mittlerweile fester Bestandteil der Wochenplanung.“ Es sei geplant, Charlie auch in den vier weiteren Lübecker Pflegeeinrichtungen einzusetzen. Während der Pilotphase habe die Diakonie Nord Nord Ost bereits Spendengelder in Höhe von 20.000 Euro gesammelt, um sich einen eigenen Roboter anzuschaffen.
Zum Abschluss des Projekts gebe es für interessierte Pflegeeinrichtungen eine Handreichung, in der alle Beteiligten die Erkenntnisse aus dem Projekt „Robust“ (Robotik-basierte Unterstützung von Prävention und Gesundheitsförderung in stationären Pflegeeinrichtungen) veröffentlichen. Der vollständige Abschlussbericht soll zeitnah online veröffentlicht werden.