

Bonn (epd). Der Verein donum vitae hat zum Auftakt der Koalitionsgespräche von Union und SPD sechs frauen-, familien- und gesundheitspolitischen Forderungen an die künftige Bundesregierung gerichtet. „Wir fordern alle Beteiligten auf, die aktuellen Bedarfe von Frauen und Familien stärker in den Blick zu nehmen und notwendige Verbesserungen voranzubringen“, erklärte Olaf Tyllack, der Vorsitzende des Vereins, in Bonn. „Als einer der größten Träger von Schwangerschafts(konflikt)beratungsstellen sehen wir in der psychosozialen Beratung zu allen Fragen von Sexualität, Familienplanung und Schwangerschaft sowie in der damit verbundenen medizinischen Versorgung verschiedene Lücken.“
Der Verein formuliert in seinem Papier Forderungen in sechs Handlungsfeldern, darunter wird auch der Ausbau zielgruppensensibler und bedarfsgerechter Beratung genannt. Dazu braucht es den Angaben nach eine bundesweite gesetzliche Regelung zur digitalen Beratungsangeboten, deren Verhältnis zur Präsenzberatung regelt sowie eine rechtssichere, datenschutzkonforme Ausgestaltung und Umsetzung solcher Formate gewährleistet. Die Refinanzierung digitaler Beratungsformate müsse auf Bundes- und Landesebene sichergestellt werden.
In der Schwangerschafts(konflikt)beratung müsse zudem ein gesetzlicher Anspruch auf Sprachmittlung verankert werden, damit auch Menschen mit Migrationsgeschichte die Hilfen nutzen könnten. Und: Der Zugang zu psychosozialen Beratungsstellen und zu Gynäkologinnen muss auf allen Ebenen inklusiv und barrierefrei gestaltet werden.
Auch wirbt der Verein dafür, kinder- und familienfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Dazu heißt es in dem Papier: „Es braucht dringend bessere kinder- und familienfreundliche Rahmenbedingungen, die es Frauen im Schwangerschaftskonflikt ermöglichen, sich für ihr Kind zu entscheiden, ohne in wirtschaftliche Not zu geraten und ohne durch dessen Geburt einen strukturellen Nachteil zu erleiden.“ Zum Beispiel durch geminderte Bildungschancen, berufliche Einschränkungen und verringerte Möglichkeiten zur Altersversorgung. Wohnungsmangel in vielen Großstädten und Ballungsgebieten, fehlende verlässliche Betreuungsinfrastrukturen, insbesondere in der Kita- und Ganztagsbetreuung, sowie steigende Lebenshaltungskosten führten dazu, dass insbesondere Familien, die bereits Kinder haben, oft Zweifel haben, sich für ein Leben mit einem weiteren Kind zu entscheiden. Unverzichtbare Unterstützung für Frauen, Kinder und Familien in den ersten drei Lebensjahren böten die Frühen Hilfen, deren Finanzierung gesichert und ausgebaut werden müsse.
Donum vitae zufolge gibt es sowohl bei der medizinischen Versorgung rund um die Geburt als auch beim Schwangerschaftsabbruch Defizite und somit dringenden Handlungsbedarf. „Während der Schwangerschaft, rund um die Geburt und in den ersten Wochen mit dem Neugeborenen sind Frauen und Familien zu häufig nicht gut versorgt. Dadurch erleben viele Frauen eine traumatische Geburt.“ Hierzu trügen insbesondere strukturelle Defizite wie eine unzureichende Finanzierung und mangelhafte Personalausstattung in Kliniken und im ambulanten Bereich bei. „Viele Frauen finden keine wohnortnahen Geburtseinrichtungen oder werden gar in der akuten Geburtssituation an einem Kreißsaal abgewiesen, wenn alle Plätze belegt sind. Das muss sich dringend ändern.“ Gefordert wird daher eine den Bedarfen der Frauen und Familien angemessene wohnortnahe geburtshilfliche Versorgung.
Die weiteren Forderungen betreffen bundesgesetzliche Regelung zur Kostenübernahme bei Verhütungsmitteln, die Stärkung von Programmen und Projekten der sexuellen Bildung und die Neubewertung der Folgen von Pränataldiagnostik in der Schwangerschaft.
„Alle Beratungsangebote, finanziert durch die öffentliche Hand, müssen als niedrigschwellige, barrierefreie und datenschutzkonforme Formate für alle Ratsuchenden zur Verfügung stehen“, so Vorsitzender Tyllack. Zusätzlich gelte es, die verschiedenen Angebote für Frauen und Familien eng miteinander zu verzahnen, damit alle Betroffenen individuell und passgenau unterstützt werden können."