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Diakonie

Diakoneo will Gesundheitssparte komplett abgeben



Erst eine Klinik, dann der Vorstandschef, nun der gesamte Gesundheitsbereich: Der Aderlass beim evangelischen Sozialunternehmen Diakoneo geht weiter. Das Sozialwerk will sich damit gesundschrumpfen und bis 2028 finanziell wieder in der Spur sein.

Neuendettelsau (epd). Nach mehreren finanziellen Krisenjahren will sich das evangelische Sozialunternehmen Diakoneo gesundschrumpfen. Dazu will sich Diakoneo von seiner kompletten Gesundheitssparte trennen, wie das Diakonie-Unternehmen am 10. Februar am Hauptsitz im mittelfränkischen Neuendettelsau mitteilte. Für alle Kliniken und das Gesundheitszentrum Mittelfranken in Neuendettelsau suche man neue Träger. Vergangenes Jahr hatte Diakoneo bereits seine Klinik in Schwäbisch Hall abgegeben. Für 2024 rechnet das Unternehmen erneut mit einem Millionen-Defizit, bis 2028 will man die Konsolidierung abgeschlossen haben.

Die Nachricht zur Neustrukturierung kommt wenig überraschend: Vor drei Wochen hatten sich die Wege von Diakoneo und dem langjährigen Vorstandsvorsitzenden Mathias Hartmann getrennt. Offiziell sprechen beide Seiten von „persönlichen Gründen“, doch Branchenkenner sagten dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage, unternehmensintern hatte es schon länger Kritik an Hartmann gegeben. Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2015 als Rektor und Vorstandschef hatte der Pfarrer und Diakoniewissenschaftler die Gesundheitssparte durch Zukäufe stark ausgebaut. Seit der Corona-Pandemie allerdings war diese stark defizitär.

Konzentration auf zwei andere Arbeitsfelder

Das Sozialunternehmen will sich künftig vor allem auf die zwei Bereiche Bildung und Dienste für Menschen konzentrieren. Das heißt konkret: Diakoneo will weiterhin Träger von Kitas und Schulen bleiben, Einrichtungen für Senioren und Menschen mit Behinderungen betreiben. „Seit mehr als 170 Jahren beweisen wir jeden Tag, dass hier unsere Kernkompetenzen liegen“, sagte Ina Strickstrock, bei Diakoneo Vorständin für Personal und Unternehmensentwicklung. Mit der Weiterarbeit in diesen Bereichen, die Diakoneo „auch künftig zuverlässig anbieten und weiterentwickeln“ will, wolle man die Aktivitäten des Sozialunternehmens „stabilisieren“.

Das heißt auf der anderen Seite: Für das Medizinische Versorgungszentrum in Neuendettelsau, dem früheren Krankenhaus, soll ein neuer Träger gefunden werden, ebenso für die Klinik Hallerwiese und die Cnopfsche Kinderklinik in Nürnberg. Für die beiden letztgenannten ist man schon länger auf Käufer-Suche und verhandelt mit dem Klinikum Nürnberg. Hier sei man weiter „in guten Gesprächen“. Auch vom bisher nicht infrage gestellten Reha-Zentrum Rangauklinik in Ansbach will man sich trennen. Zudem hat Diakoneo für einen Euro die restlichen Anteile der Stadt Schwabach am dortigen Krankenhaus erworben - um es nun verkaufen zu können.

Gesundheitssparte mit Millionen-Defizit

Der Klinik-Bereich von Diakoneo hatte trotz Konsolidierungsversuchen teils Millionen-Defizite geschrieben. Nach monatelangen Verhandlungen hatte Diakoneo zum 1. Januar 2025 die „Diak“-Klinik in Schwäbisch Hall an den Landkreis verkauft - und der Kommune dafür 37 Millionen Euro an „negativem Kaufpreis“ überwiesen. Letztlich sei dies die beste Lösung gewesen, sagte Strickstrock auf epd-Anfrage: Alleine in diesem Jahr wären die Defizite aus Schwäbisch Hall höher als der negative Kaufpreis gewesen. Auch bei den übrigen Kliniken sei die Zahlung solcher „negativer Kaufpreise“ denkbar, wenn sie dafür weiterbetrieben werden, hieß es.

Der Vorstandsvorsitz bei Diakoneo bleibt laut Strickstrock vorerst vakant. Als Aufsichtsgremium habe das Diakoneo-Kuratorium eine auf zwei Jahre befristete Satzungsänderung beschlossen. In dieser Zeit kann das Unternehmen auf die Position verzichten, die übrigen vier Vorstandsmitglieder teilen sich die Arbeit in dieser Konsolidierungsphase auf, erläuterte Strickstrock auf epd-Anfrage. Diesem Vorgehen müsse die Landeskirche noch formal zustimmen. Wichtig sei allen Beteiligten, dass das christlich-theologische Profil von Diakoneo weiter erhalten bleibe. Dafür sorgten auch die geistlichen Gemeinschaften des Diakoniewerks.

Diakoneo ist mit rund 10.000 Mitarbeitenden einer der größten diakonischen Träger in Deutschland. 2.000 davon arbeiten in Baden-Württemberg, 8.000 in Bayern. Entstanden ist Diakoneo im Jahr 2019 aus der Fusion der bis dahin jeweils selbstständigen Diakonie Neuendettelsau und dem Diakoniewerk Schwäbisch Hall.

Daniel Staffen-Quandt