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Pflege

Katholischer Dachverband pocht auf Bürokratieabbau



Immer mehr stationäre Pflegeheime und ambulante Dienste kämpfen mit wirtschaftlichen Problemen - auch eine Folge überbordender Bürokratie, sagt der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD). Er fordert von der künftigen Regierung, hier den Hebel anzusetzen.

Berlin (epd). Der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD) rügt seit Jahren, dass die Bürokratie den Pflegeanbietern zusetzt. Längst sei das in den Bilanzen zu spüren: 57 Prozent der stationären Pflegeeinrichtungen und 61 Prozent der ambulanten Dienste schätzen ihre wirtschaftliche Situation als instabil ein. Das zeige eine aktuelle Umfrage des VKAD, heißt es in einer Mitteilung.

Angesichts der steigenden Nachfrage nach pflegerischer Hilfe entstehe so eine gefährliche Schieflage. Geschäftsführer Andreas Wedeking: „Die Ampelregierung hat in Sachen Pflegepolitik wenig erreicht. Dass nicht einmal das Pflegekompetenzgesetz den Bundestag passiert hat, ist ein echter Rückschlag.“ Er erwarte, dass die neue Bundesregierung mit Reformen deutliche Akzente setze.

Kritik an Zahlungsmoral der Sozialämter

Zu den wesentlichen Aufgaben in der Pflege zählen laut dem Geschäftsführer Bürokratieabbau und Verfahrensbeschleunigung. So sagen im stationären Bereich 25 Prozent der befragten katholischen Träger, dass von den Sozialämtern nicht oder nur stark verzögert bezahlte Rechnungen ihre wirtschaftliche Situation stark beeinträchtigen. Fast 60 Prozent der Träger beklagen, dass die gesetzlich vorgegebene Bearbeitungsfrist von sechs Wochen für das Unterschriftenverfahren nach Abschluss der Pflegesatzverhandlungen regelmäßig überschritten wird. Die Hälfte der Betroffenen wartet über drei Monate, 17 Prozent sogar über neun Monate und länger. In dieser Zeit sind die Einrichtungen gezwungen, laufende Kosten vorzufinanzieren.

Wedeking: „Die Pflegeeinrichtungen werden durch langwierige Verfahren und ineffiziente Prozesse regelrecht ausgebremst. Das geht bis an die finanzielle Belastungsgrenze. Das Problem ist bekannt. Die Politik muss endlich handeln.“

Bürokratie und lange Verfahren verschärften zudem das drängende Thema des Fachkräftemangels. Fast die Hälfte der stationären Einrichtungen gaben an, dass sich Anerkennungsverfahren von Fachkräften aus Drittstaaten über neun Monate und länger ziehen. „Die qualifizierten Fachkräfte stehen bereit, aber wir können sie aufgrund der langwierigen Anerkennungsverfahren nicht einsetzen. Das ist ein massiver Bremsklotz für die Versorgungssicherheit“, kritisiert Wedeking. Auch der ambulante Bereich leide unter den schleppenden Anerkennungsverfahren.

Acht Forderungen an die neue Regierung

Mit Blick auf die neue Legislatur macht der VKAD neun Vorschläge, um die Rahmenbedingungen für Träger der Pflege zu verbessern. Die Forderungen betreffen etwa den Umgang mit dem Zahlungsverzug der Sozialämter, die Fristen bei den oft langwierigen Pflegesatzverhandlungen, die schnellere und unbürokratische Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse und die finanzielle Entlastung der Pflegebedürftigen in den Heimen.

Der Verband vereint nach eigenen Angaben rund 500 Träger der katholischen Langzeitpflege in Deutschland. Dahinter stehen mehr als 2.200 Einrichtungen und Dienste mit rund 100.000 Mitarbeitenden, die täglich fast 360.000 pflegebedürftige Menschen versorgen.

Dirk Baas