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Internationaler Bund zeigt Wege gegen Fachkräftemangel auf



Frankfurt a.M. (epd). Der Internationale Bund (IB) hat in Frankfurt a.M. zur Bundestagswahl seine Fachkräftestrategie für Deutschland vorgestellt. Vor dem Hintergrund massiver Personalengpässe vor allem im sozialen Sektor stellte der freie Träger vier gezielte Maßnahmen vor, darunter eine deutliche Steigerung der Fort- und Weiterbildung. „Ohne Zuwanderung wird die Zahl der Arbeitnehmenden hierzulande in den kommenden 15 Jahren um zehn Prozent sinken, so eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung“, heißt es in der Mitteilung. Trotz schwacher Wirtschaftslage fehlten im Jahresdurchschnitt schon heute rund 532.000 qualifizierte Arbeitskräfte.

„Zu den am stärksten betroffenen Branchen zählen Sozialarbeit, Kinderbetreuung und Altenpflege. Diese Lücke ließe sich durch verbesserte Arbeitsmarktbedingungen und (Weiter-)Bildungsangebote schließen“, betont der IB. Und: Um den gesamtwirtschaftlichen Bedarf jedoch zu decken, müssten bis 2040 jährlich rund 288.000 internationale Arbeitskräfte zusätzlich ins Land kommen.

Die Vorschläge des Internationalen Bunds:

1. Nationale Weiterbildung zukunftssicher aufstellen: Dazu gehört, Weiterbildung als vierte Säule des Bildungssystems zu verankern, um lebensbegleitendes Lernen als festen Bestandteil jeder Bildungsbiografie zu ermöglichen. Aus- und Weiterbildungsverbünde sollten auf- und ausgebaut, berufsqualifizierende Teilqualifikationen gesetzlich verankert werden. Zudem würde eine Bildungszeit helfen - insbesondere Menschen mit geringer Weiterbildungserfahrung.

2. Bundesweite Fachkräftestrategie für Pflege-, Erziehungs- und Sozialberufe: Hier ist eine Strukturreform nötig. Die neue Regierung sollte die schulischen Ausbildungen in diesen Branchen aufwerten. Bei der Ausbildungsförderung muss Deutschland diese Tätigkeiten mit betrieblichen Berufen gleichstellen. Die Altenpflege benötigt eine Angleichung ihrer Gehaltsstrukturen an jene in Kranken- und Gesundheitspflege. Nicht zuletzt sollte es mehr Ausbildungsplätze geben.

3. Deutschland braucht einen ganzheitlichen Digitalisierungsansatz in der Aus- und Weiterbildung: Dazu gehört eine bessere Infrastruktur. Zudem muss man Ausbilderinnen bezüglich Soft- und Hardware qualifizieren. Der IB wünscht sich darüber hinaus eine gezielte öffentliche Förderung von Forschung zu Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz.

4. Faire Anwerbung von ausländischen Fachkräften: Deutschland steht im Wettbewerb mit anderen Ländern um Fachkräfte. Daher ist es notwendig, die qualifizierten Arbeitnehmenden aus anderen Nationen langfristig in Unternehmen und Gesellschaft zu integrieren. Das hieße, von staatlicher Seite eine Willkommenskultur zu fördern und Bürokratie abzubauen.

„Deutschland muss Weiterbildungsnation werden“

Petra Merkel, Präsidentin des Internationalen Bunds: „Deutschland muss zu einer Weiterbildungs- und Integrationsnation werden.“ Das sei nötig, um allen Menschen eine echte Chance auf gesellschaftliche Teilhabe und berufliche Entwicklung zu geben. „Die neue Regierung sollte mithelfen, indem sie Verfahren entbürokratisiert und populistische Forderungen nach Abschottung zurückweist.“

Der Internationale Bund ist nach eigenen Angaben mit mehr als 14.000 Mitarbeitenden einer der großen Dienstleister in der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit in Deutschland. Er unterstützt Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Seniorinnen dabei, ein selbstverantwortetes Leben zu führen - unabhängig von ihrer Herkunft, Religion oder Weltanschauung.

Dirk Baas