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Insolvenz bei Diakonie Passau abgewendet



Einrichtungen der Freien Wohlfahrtspflege geraten zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten. So auch die Diakonie Passau. Sie hat sich jetzt unter das Dach eines größeren Trägers begeben, um eine Insolvenz abzuwenden und künftig besser aufgestellt zu sein.

Passau/Traunstein (epd). Die Diakonie Passau bleibt als Einrichtung der Freien Wohlfahrtspflege erhalten. Eine Insolvenz konnte nach einem einjährigen Verfahren in Eigenverwaltung abgewendet und der Sozialträger saniert werden, sagte die geschäftsführende Diakonie-Vorständin Sabine Aschenbrenner am 16. Dezember in Passau. Ab 1. Januar kommenden Jahres werde der Betrieb von einer neu gegründeten Diakonie Passau gGmbH unter dem Dach des Diakonischen Werks (DW) Traunstein fortgesetzt.

Die Passauer Diakonie werde damit eine hundertprozentige Tochter des Diakonischen Werkes Traunstein, das mit rund 1.400 Mitarbeitenden in etwa 60 Dienststellen zu den größten Sozialunternehmen in der Region Südostbayern gehört. Mit diesem Schritt einer strategischen Partnerschaft sei der Sozialträger künftig wirtschaftlich „handlungsfähiger und resilienter“ aufgestellt, erläuterte der Sanierungsexperte und Diakonie-Berater Klaus Ziegler.

Die meisten Jobs bleiben erhalten

Im November 2023 hatte die Diakonie Passau wegen drohender Zahlungsunfähigkeit das Insolvenzverfahren beantragt. Hauptproblem vieler Sozialträger seien die zuschussfinanzierten Arbeitsbereiche wie Beratungsstellen, die einen hohen Anteil der Gesamtausgaben ausmachten. Zehn Prozent dieser Kosten habe die Diakonie aus eigenen Mitteln bestreiten müssen, „für Ausgaben, die der Staat an den Sozialträger delegiert hatte“, merkte Ziegler kritisch an.

Mit dem Schritt einer strategischen Partnerschaft könne der Standort Passau ebenso erhalten bleiben wie die Bereiche soziale Beratung, ambulanter Pflegedienst, sozialpsychiatrischer Dienst mit Betreutem Wohnen sowie Beratungsstellen für Flüchtlinge und Migranten. Auch die überwiegende Zahl der aktuell rund 60 Arbeitsplätze blieben bestehen, hieß es.

Aus für Betreuungsverein und Beratungsangebote

Einen Wermutstropfen hätten die Restrukturierungsmaßnahmen dennoch gehabt: Bereits im Sommer hatte sich die Diakonie von ihrem Betreuungsverein trennen müssen, weil eine Refinanzierung der Kosten nicht gesichert war. Zum Ende dieses Jahres werde auch noch die Aidsberatung eingestellt, erläuterte Ziegler. Auch die Insolvenz- und Schuldnerberatung werde nur so lange weitergeführt, bis ein lokaler Partner gefunden sei, der sie übernehme.

Für den Standort Passau und die Menschen vor Ort sei es am wichtigsten, dass die diakonischen Leistungen auch künftig erbracht werden, sagte Martin Schmid, Vorstand des Diakonischen Werks Traunstein. Mit der neuen Lösung könne sich die Diakonie Passau zunächst stabilisieren, um dann „bedarfsgerecht weiterentwickelt“ zu werden, sagte sein Vorstandskollege Andreas Karau. Kleinere Träger seien kaum mehr in der Lage, die gesetzlichen Vorgaben allein zu erfüllen.

Der evangelische Passauer Dekan Jochen Wilde sagte, er habe das Ergebnis mit Erleichterung aufgenommen. Die Lösung werde den „Mitarbeitenden sowie den Klientinnen und Klienten gerecht“. Gesamtkirchlich gesehen sei die strategische Partnerschaft mit Traunstein „stilbildend und zukunftsfähig“, weil weitere Träger von Insolvenz bedroht sein könnten. Erst im Oktober hatte das Diakoniewerk München-Maxvorstadt sein Aus bekanntgegeben. Wilde appellierte an die Politik, die soziale Schere nicht noch weiter auseinandergehen zu lassen. Die Freie Wohlfahrtspflege sei der „Kit der Gesellschaft“, betonte Andreas Karau.

Gabriele Ingenthron