

Berlin (epd). Die neue Publikation wurde vom Kompetenznetz Einsamkeit mit Sitz in Berlin herausgegeben. Darin untersucht Katrina Pfundt die „Quartiersarbeit in der AWO“. Sie ist promovierte Diplom-Soziologin und Referentin für Altenhilfe und stellvertretende Abteilungsleitung mit dem Schwerpunkt Quartiersentwicklung beim AWO Bundesverband. Hier setzt sie sich mit der Entwicklung von zukunftsfähigen Quartieren und der Förderung sozialer Teilhabe in städtischen und ländlichen Räumen auseinander.
„Einsamkeit und Isolation haben spätestens seit der Corona-Pandemie als gesellschaftliche Herausforderungen an Bedeutung gewonnen“, heißt es in der Einleitung der Studie. „Während der Pandemie waren viele Menschen gezwungen, ihre Kontakt- und Begegnungswünsche einzuschränken und sich auf alternative Kommunikationswege wie Briefe, Telefonate oder Onlinemeetings zu beschränken.“ Auch nach der Pandemie blieben Einsamkeit und Isolation Realitäten, die Menschen in allen Altersgruppen und Lebensräumen beträfen, sowohl im ländlichen als auch im städtischen Raum.
Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) begegne diesen Herausforderungen gezielt mit Quartiers- und Sozialraumarbeit, die als geeignete Instrumente zur Verbesserung der Lebensqualität und zur Bekämpfung von Einsamkeit und Isolation dienen. Im Februar hat die AWO ihre neue Webseite zur Sozialraumarbeit online gestellt. Aktuell sind rund 160 Projekte auf der Projektlandkarte vermerkt.
Die neue Publikation stelle die Quartiersarbeit der AWO vor und „veranschaulicht anhand verschiedener Projekte, wie erfolgreich gegen Einsamkeit vorgegangen werden kann. Zunächst wird dargelegt, warum die AWO auf eine bedarfsgerechte Quartiersarbeit setzt, gefolgt von einer Übersicht aktueller Forschungsergebnisse zum Thema Einsamkeit“, schreibt Autorin Pfundt.
Sie geht primär der Frage nach, welche Ziel- und Altersgruppen von Einsamkeit betroffen sind und welche Formen der Einsamkeit die AWO-Projekte identifizieren konnten. „Anschließend werden die konkreten Maßnahmen und Strategien präsentiert, die in den Projekten umgesetzt werden, um dem Erleben von Einsamkeit entgegenzuwirken.“ Und sie zeigt, wie der Thematik künftig gesellschaftlich und politisch begegnet werden kann.
Stark zusammengefasst kommt die Forscherin zu folgenden Ergebnissen: „Deutlich wird, dass es den Projekten mit geringen Mitteln gelingt, zentrale Bedarfe der heterogenen Ziel- und Altersgruppen vor Ort zu ermitteln und eine Vielzahl niedrigschwelliger und bedarfsrelevanter Angebote, Maßnahmen und Strategien zu entwickeln und umzusetzen, die effektiv gegen die Einsamkeit und das Isolationserleben vorgehen“, so die Expertin.
Es entstünden Kontakte und Bindungen, Bekanntschaften und Freundschaften, Unterstützungsnetzwerke, Austausch, Begegnungen, vertrauensvolle Gespräche und Zugehörigkeit, soziales Miteinander und Kommunikation. Geboten würden aber auch gegenseitige Hilfe und Unterstützung wie auch Hilfe und Unterstützung anderer, die die Lebensqualität heben und dem Einsamkeits- und Isolationserleben entgegenwirkten.
Und sie merkt an: „Die Angebote entfalten auf der individuellen, der gesundheitlichen, der Gruppen- und Stadtteil- wie auch auf der gesellschaftlichen Ebene Wirkungen.“ Zugleich werde aber deutlich, dass Quartiers- und Sozialraumarbeit keine Lösungen für strukturelle Herausforderungen bieten kann. „Strukturelle Herausforderungen erfordern politische Lösungen und Antworten.“ Dass die Arbeit im Quartier Erfolge verzeichnet, sei belegt. Aber: „Vor dem Hintergrund dieser Studienergebnisse stellt sich die Frage mit verstärkter Dringlichkeit, wie erfolgreich aufgebaute Strukturen und soziale Begegnungsorte zu erhalten und fortzuführen sind.“