Nürnberg (epd). Nach einer Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wird die wirtschaftliche Stagnation den Arbeitsmarkt 2025 in Mitleidenschaft ziehen. „Wir erwarten für das kommende Jahr einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen in allen Bundesländern“, so Forscher Rüdiger Wapler. Laut der Studie falle er in Niedersachsen mit 0,8 Prozent am geringsten aus. „Den höchsten relativen Anstieg erwarten wir in Thüringen mit fünf Prozent“, so der Fachmann in einer Mitteilung vom 7. Oktober. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung steige nicht mehr in allen Bundesländern, die Arbeitslosigkeit nehme überall zu.
In Niedersachsen, Bremen und Nordrhein-Westfalen wird laut Wapler die Arbeitslosenquote stabil bleiben. In Ostdeutschland dürfte die Arbeitslosenquote im kommenden Jahr den Angaben nach um 0,2 auf 7,6 Prozent etwas stärker zunehmen als in Westdeutschland um 0,1 auf 5,7 Prozent.
In Mecklenburg-Vorpommern wird eine Zunahme der Jobsuchenden um 3,9 Prozent, in Sachsen und Bayern um jeweils 3,6 Prozent erwartet. Das entspricht in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern einem Anstieg der Arbeitslosenquote um 0,3 Prozent gegenüber 2024, in Sachsen und Bayern um 0,2 beziehungsweise 0,1 Prozent.
Hingegen fallen die relativen Anstiege bei den Arbeitslosenzahlen in Niedersachsen mit 0,8 Prozent, in Bremen mit 1,0 Prozent und in Nordrhein-Westfalen mit 1,1 Prozent am geringsten aus. Nur in diesen Bundesländern bleibt die Arbeitslosenquote konstant. Während in Bayern weiterhin die niedrigste Arbeitslosenquote mit 3,8 Prozent im Jahr 2025 erwartet wird, weist Mecklenburg-Vorpommern mit 8,2 Prozent nach den Stadtstaaten Bremen mit 11,1 Prozent und Berlin mit 9,8 Prozent die dritthöchste Quote aller Bundesländer auf.
„Die Entwicklung von regionalen Ungleichheiten müssen wir insgesamt eher längerfristig betrachten“, führte Wapler aus. Wenn man zumindest die Spannweite der prognostizierten Arbeitslosenquoten von 11 Prozent in Bremen bis knapp 4 Prozent in Bayern anschaue, dann entspreche deren Differenz ziemlich genau dem, was wir schon in den letzten zehn Jahren beobachten. „In diesem Zeitraum lag immer die Arbeitslosenquote in Bayern am niedrigsten und in Bremen am höchsten“, so der Forscher.
Zugleich betonte der Fachmann mit Blick auf die untersuchten Siedlungsstrukturen: „Die Beschäftigung geht vor allem in den ländlichen Gebieten zurück, in städtischen Gebieten steigt sie weiterhin. Hohe Anstiege der Arbeitslosigkeit erwarten wir dagegen sowohl in den Großstädten als auch in den sehr dünn besiedelten ländlichen Kreisen. Hier können wir also nicht sagen, Stadt oder Land macht den Unterschied.“
Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung dürfte 2025 in Westdeutschland um 0,6 Prozent wachsen, während sie in Ostdeutschland stagniert. Am stärksten steigt die Beschäftigung in Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Hessen mit jeweils 0,8 Prozent. In Thüringen wird mit dem stärksten Beschäftigungsrückgang um 0,6 Prozent gerechnet, gefolgt von Sachsen-Anhalt mit 0,3 Prozent.
Auch wenn sich die meisten regionalen Arbeitsmärkte gemessen an der schwachen Konjunktur vergleichsweise gut halten, bleibt das wirtschaftliche Umfeld unsicher. „Eine schnellere Erholung des Konsums und ein stärkerer Außenhandel dürften positive Effekte bringen. Eskalieren Handelskonflikte oder nehmen die geopolitischen Spannungen weiter zu, könnte sich die Entwicklung in den regionalen Arbeitsmärkten verschlechtern“, erklärte Wapler.