Berlin (epd). Nach Angaben des Wegweisers Demenz, der vom Bundesgesundheitsministerium herausgegeben wird, sind Depressionen und Demenz die häufigsten psychiatrischen Erkrankungen im Alter. Sie treten oft zusammen auf. „Gut jeder fünfte Mensch mit Demenz leidet auch an einer deutlichen depressiven Störung. Das belastet die Lebensqualität von Patientinnen, Patienten und Angehörigen erheblich. Außerdem erhöht die Kombination beider Erkrankungen das Risiko für Betreuungspersonen, selbst eine Depression zu entwickeln“, heißt es in einer Mitteilung vom 7. Oktober.
Depressionen und Demenzen beeinflussen sich den Angaben zufolge oft gegenseitig. Depressionen erhöhten das Risiko für Demenzen um das bis zu Sechsfache. Dieses Risiko sei größer als bei anderen chronischen Erkrankungen. Umgekehrt sei auch das Risiko für depressive Störungen bei Menschen mit Demenz deutlich erhöht. "Depressive Störungen beeinträchtigen die kognitiven Fähigkeiten, Alltagsfunktionen und soziale Kompetenz der Menschen mit Demenz zusätzlich und lassen sie noch 'dementer' erscheinen, so die Fachleute.
Die Diagnose, ob primär eine Depression oder eine Demenz vorliegt oder beides, sei nicht immer einfach. Für eine Demenz sprechen unter anderem folgende klinische Merkmale: Desorientiertheit, wonach sich Patientinnen und Patienten in ihrer Umgebung nicht mehr zurechtfinden. Die Unfähigkeit, Informationen aus ihrem Gedächtnis abzurufen, die nicht mehr gespeichert werden konnten. Und Störungen von Hirnfunktionen, die sich in Form von Sprach- und Bewegungsstörungen wie Aphasie und Apraxie bemerkbar machen.
Für eine zusätzliche schwerere Depression bei Demenz sprechen zum Beispiel Schuldgefühle, Suizidalität, Schlaflosigkeit, Gewichtsverlust, Unruhe und ausgeprägte Konzentrationsstörungen.
Den Expertinnen und Experten zufolge könne die erfolgreiche Behandlung der Depression Menschen mit Demenz ebenso helfen wie ihren Betreuerinnen und Betreuern. Bislang gelte, auf Grundlage einiger Studien mit nur wenig überzeugenden Ergebnissen, die Behandlung mit Antidepressiva als Therapie der ersten Wahl. Dennoch liege es nahe, dass es für die meisten Menschen mit Demenz und depressiver Störung angemessener und erfolgversprechender sei, nichtmedikamentöse Strategien zu wählen. „Antidepressiva sollten demnach beschränkt sein auf Patientinnen und Patienten mit schweren Depressionen, die das Risiko der Selbstverletzung oder gar eines Suizids bergen“, so die Empfehlung.
Bei leichten oder mittelschweren Depressionen sei eine psychotherapeutische Behandlung mindestens ebenso erfolgversprechend wie Antidepressiva und das Nebenwirkungsrisiko ist geringer. „Allerdings ist das psychotherapeutische Angebot für Menschen mit Demenz bei weitem noch nicht ausreichend“, so die Fachleute.