Frankfurt a. M. (epd). „Regretting Motherhood“ bezeichnet das Gefühl der Reue, das manche Mütter wegen ihrer Mutterschaft empfinden. Dabei wird nicht die Liebe zu den eigenen Kindern infrage gestellt, sondern die Lebensveränderungen und Einschränkungen, die mit der Mutterschaft einhergehen.
Die Auslöser hierfür sind vielfältig. Manche Mütter fühlen sich überfordert und unzufrieden mit der Rolle als Mutter, andere beklagen den Verlust ihrer Autonomie und Freiheit. Der gesellschaftliche Druck, der durch soziale Erwartungen und Normen entsteht, die Mutterschaft idealisieren und glorifizieren, kann ein verstärkender Faktor für Betroffene sein. Hauptmerkmale sind die emotionale Belastung rund um Reuegefühle, Traurigkeit oder Frustration über die Entscheidung, Mutter geworden zu sein, bis hin zu dem Wunsch, die Entscheidung rückgängig machen zu können.
Im Jahr 2015 sorgte die israelische Soziologin Orna Donath mit ihrer nicht repräsentativen Studie zu Regretting Motherhood für Aufsehen. Für ihre Erhebung befragte sie 23 israelische Mütter zu ihren Gefühlen gegenüber der eigenen Mutterrolle. Das Ergebnis: Obwohl sich die Mehrheit der Frauen für Kinder entschieden hatte, bereuten sie ihre Entscheidung im Nachhinein. Die Frage „Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie dann noch einmal Mutter werden, mit dem Wissen, das Sie heute haben?“, beantworteten alle 23 Frauen mit „Nein“.
Besonders in Deutschland stieß die Studie eine kontroverse Debatte an. Unter dem Hashtag #regrettingmotherhood teilten viele Frauen ihre eigenen Erfahrungen mit. Auch das Marktforschungsinstitut YouGov machte zu dem Thema eine Umfrage. Demnach stimmten 20 Prozent der Aussage „Wenn ich mich heute noch einmal entscheiden könnte, würde ich keine Kinder mehr bekommen wollen“ zu. Die Gründe reichen von der Einschränkung der persönlichen Entfaltung über fehlende Betreuungsmöglichkeiten bis hin zu besseren Karrierechancen.
Die eigene Mutterschaft zu bereuen, ist nach wie vor ein Tabuthema. Durch die Stigmatisierung herrscht fehlende Akzeptanz für Frauen, die offen über ihre Reue sprechen. Zudem mangelt es an Angeboten wie psychologischer Unterstützung und sozialen Netzwerken, um mit den Gefühlen der Reue umzugehen.