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Ehrenamtliche für soziale Schuldnerberatung gesucht




Beratungsgespräch für Schuldner (Archivbild)
epd-bild/Detlef Heese
Bisher sind ehrenamtliche Helfer in den sozialen Schuldnerberatungsstellen die Ausnahme. Doch das soll sich angesichts der Überlastung der Einrichtungen ändern. Die Bundesregierung fördert den gezielten Ausbau der Schuldnerberatung mit Geld.

Berlin (epd). Die Caritas will bundesweit ihre Schuldnerberatung stärken. Dazu suchen katholische Sozialunternehmen gezielt ehrenamtliche Kräfte. Sie sollen gemeinsam mit den professionellen Sozialberaterinnen und Sozialberatern die Ratsuchenden unterstützen. Dies geschehe „in einer Zeit, in der immer mehr Menschen Hilfe bei drohender Überschuldung brauchen“, sagt die Präsidentin des Caritas-Bundesverbands, Eva Maria Welskop-Deffaa. Schulden könnten der Anfang eines bitteren Teufelskreises werden, den zu stoppen ohne Hilfe von außen nicht gelinge.

Bundesverbraucherministerin Steffi Lemke (Grüne) unterstützt den geplanten Ausbau der sozialen Schuldnerberatung. „Wir wollen die wertvolle Arbeit der Schuldnerberatung stärker und noch effizienter machen“, sagte die Ministerin. Dazu stellt ihr Haus rund zwei Millionen Euro für das Pilotprojekt „Engagiert in der Schuldnerberatung“ zur Verfügung, das eine systematische Einbindung freiwilliger Helferinnen und Helfer in die Arbeit der Schuldnerberatungsstellen zum Ziel hat. „Dabei begleiten ehrenamtliche Mitarbeiter überschuldete Menschen, damit sie dauerhaft ein Leben ohne Schulden führen können“, erklärte Lemke.

Beratungsstellen überlastet

Die Beratungsstellen sind nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) überlastet. Die dichte Abfolge von Krisen wie der Corona-Pandemie, dem Ukrainekrieg sowie der starke Preisanstieg bei Energie und Lebensmitteln hätten die ohnehin schon hohe Nachfrage nach Schuldnerberatung noch einmal verstärkt.

„Der Bedarf nach Beratung steigt“, heißt es in einem Bericht der AG SBV vom Frühjahr 2023. Die AG vertritt etwa 1.400 gemeinnützige Schuldnerberatungsstellen in Deutschland, die sich in Trägerschaft der Verbraucher- und Wohlfahrtsverbände und der Kommunen befinden. Laut Statistischem Bundesamt suchen pro Jahr 600.000 finanziell in die Bredouille geratene Menschen Hilfe. Eine Erhebung der AG SBV unter den Einrichtungen kam zu dem Ergebnis: „In 68 Prozent der Beratungsstellen ist die Nachfrage abermals deutlich gestiegen.“ Vor allem hätten „deutlich mehr Erwerbstätige“ Rat gesucht. Die Nachfrage aus der Mitte der Gesellschaft steige, vermehrt kämen Menschen mit Wohneigentum in die Beratung.

Außerdem werde die Beratung zunehmend komplexer. Aufgrund des Andrangs müssten Bürger oft monatelang auf einen Termin warten - mit dramatischen Folgen für sie: „Es kann zu einer Verschärfung der Verschuldungssituation mit der Folge drohender oder eingetretener Überschuldung kommen“, schlägt der katholische Sozialverband Alarm.

Ehrenamt bislang die Ausnahme

In dieser Situation sollen nun in den Schuldnerberatungsstellen verstärkt ehrenamtlich tätige Menschen eingebunden werden. Die Freiwilligen sollen dabei keine Fachberatung übernehmen, sondern den Beratungsprozess unterstützen und flankieren. Im Unterschied zu anderen Aufgabenfeldern der Caritas sei in der Schuldnerberatung der Einsatz ehrenamtlicher Kräfte bisher „eher die Ausnahme“, teilte Christoph Langer vom Caritas-Bundesverband dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit. Langer leitet bei dem Verband das Projekt „Engagiert in der Schuldnerberatung“.

Das von der Bundesregierung geförderte Projekt soll einen Impuls geben für einen möglichst flächendeckenden, gezielten Einsatz freiwillig Engagierter. „Im Projekt soll versucht werden, Ehrenamtliche mit Aufgaben zu betrauen, die rechtlich zulässig sind und denen die Ehrenamtlichen gewachsen sind. Die Rollen und jeweiligen Verantwortlichkeiten zwischen Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen sind klar geregelt. Es ist sichergestellt, dass Ehrenamtliche keine Fachberatung übernehmen“, erläutert Langer.

Zu den Aufgaben von Freiwilligen könne zum Beispiel die Begleitung zu Behörden und Finanzinstituten gehören. In Abstimmung mit professionellen Schuldnerberatern könnten außerdem Unterlagen vorsortiert werden. Ebenso könnten Freiwillige nach der professionellen Beratung Hilfestellungen geben, damit die Betroffenen nicht erneut in eine Überschuldungssituation geraten.

Leitfaden soll folgen

In einzelnen Schuldnerberatungsstellen arbeiten Haupt- und Ehrenamtliche laut Langer bereits eng zusammen. An die vorhandenen, aber bisher nicht umfassend aufbereiteten Erfahrungen und Berichte in der Arbeit mit freiwillig Engagierten knüpfe das Pilotprojekt an: „Diese Erfahrungen sollen systematisiert und zusammengeführt werden, um eine bundesweite konzeptionelle Weiterentwicklung zu erarbeiten. Es sollen ein Leitfaden sowie Module für die Gewinnung, Qualifizierung und Begleitung der freiwillig Engagierten entwickelt werden, die anderen Schuldnerberatungen als Vorlage dienen können“, heißt es.

Das Projekt „Engagiert in der Schuldnerberatung: Stärkung der sozialen Schuldnerberatung durch den Einsatz freiwillig Engagierter“ endet im November 2026. Die Caritas, die Arbeiterwohlfahrt und die evangelische Diakonie sind mit insgesamt zehn Standorten in sieben Bundesländern daran beteiligt.

Markus Jantzer