sozial-Politik

Gutachten

Krankenhäuser: Fachkräfte fehlen trotz mehr Absolventen



Berlin (epd). Zwar wird Prognosen zufolge die Zahl der Absolventen in Gesundheits- und Pflegeberufen bis 2035 steigen. Doch das bedeutet aus der Sicht der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) keine Entwarnung beim Problem des Fachkräftemangels, wie es in einer Mitteilung vom 2. August heißt. Auch, weil die Zuwächse unzureichend sind und die Teilzeitbeschäftigung vieler Fachkräfte auch langfristig bestehen bleibe.

Die DKG verwies auf ein Gutachten des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI), wonach in den kommenden zehn Jahren die Zahl der Ärztinnen und Ärzte um rund 15.400 (8 Prozent), die der examinierten Pflegekräfte um 32.100 (7 Prozent) und die der examinierten Kinderkrankenpflegekräfte sogar um 20 Prozent oder 9.100. „Entwarnung für den Fachkräftemangel bedeuten diese Zahlen aber nicht“, kommentierte die DKG.

Problem: Reduzierte Arbeitszeiten

Zum einen fiele dieser Zuwachs geringer aus als der der vergangenen Jahre. Zwischen 2025 und 2030 wird die Zahl der altersbedingten Ausstiege sogar die der Berufseinstiege trotz der genannten Zuwächse und einschließlich der Zuwanderung übertreffen. Für die Zeit nach 2030 sieht die Studie leichte Verbesserungen und erwartet steigende Absolventenzahlen. Des Weiteren bliebe der hohe Anteil an Teilzeitbeschäftigung im Gesundheitswesen ein Problem. Setzte sich der Trend zu reduzierten Arbeitszeiten fort, könnte schon dieser Effekt die kleinen Steigerungen bei der Personalzahl wieder zunichtemachen.

„Selbst in optimistischen Szenarien werden wir den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen nicht mit immer mehr Personal ausgleichen können, weil es dieses Personal schlicht nicht geben wird. Einwanderung ist ebenfalls keine alleinige Lösung, da auch hier die Zahl nie ausreichen wird und gleichzeitig die typischen Herkunftsländer durch demografischen Wandel einen höheren Eigenbedarf haben werden“, sagte der Vorstandsvorsitzende der DKG, Gerald Gaß.

Ambulanter Sektor muss gestärkt werden

Deutschland habe pro Einwohner so viele Pflegekräfte wie wenige andere Länder auf der Welt, pro Krankenhausfall aber nur relativ wenige. „Wer den Fachkräftemangel lösen will, muss neben mehr Digitalisierung und Flexibilisierung beim Personaleinsatz auch mehr ambulante Behandlungen an Krankenhäusern zulassen“, so Gaß. Denn dank der harten Grenzen zwischen ambulant und stationär müssten noch viel zu viele Patientinnen und Patienten stationär mit entsprechend hohem Personalaufwand behandelt werden, die ambulant am Krankenhaus genauso gut versorgt wären.

„Unsere Studie zeigt, dass sich das Fachkräftepotenzial bis 2035 insgesamt nicht schmälern muss. Wegen des steigenden Fachkräftebedarfs infolge der Demografie gibt es aber keinen Grund zur Entwarnung“, so der DKG-Chef. Deswegen müssten Politik und Krankenhäuser die Attraktivität der ärztlichen und pflegerischen Berufe weiter stärken, um im Wettbewerb um Auszubildende und Berufseinsteiger zu bestehen und vorzeitige Berufsausstiege zu vermeiden", sagte Karl Blum, Vorstand des DKI.