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Wiesbaden (epd). Die Zahl der Menschen, die als Wohnungslose untergebracht und erfasst sind, hat sich erhöht. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden vom 15. Juli lebten in Deutschland zum Stichtag 31. Januar 2024 etwa 439.500 Menschen in entsprechenden Unterkünften. Sowohl die Sozialvorständin der Diakonie Deutschland, Maria Loheide, als auch die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) und die Arbeiterwohlfahrt appellierten an die Bundesregierung, zügig mehr Maßnahmen gegen Wohnungslosigkeit umzusetzen.
2023 waren laut Statistik-Behörde 372.000 untergebrachte Wohnungslose gezählt worden, 2022 waren es 178.100. Der Anstieg der Zahl sei jedoch vor allem auf Verbesserungen der Datenmeldungen im dritten Jahr seit der Einführung der Statistik zurückzuführen, hieß es.
Loheide sprach von einem „deutlichen Alarmsignal“ und erklärte, für eines der reichsten Länder der Welt sei es ein Skandal, dass insbesondere Paare mit Kindern keinen eigenen Wohnraum hätten. Der Schutz vor Wohnungsverlust müsse ausgebaut und mehr bezahlbarer Wohnraum speziell für wohnungslose Menschen geschaffen werden.
Die BAG W wies darauf hin, dass die Statistik nach wie vor nur einen Teil der Wohnungsnot abbilde. Nicht erfasst seien Menschen in verdeckter Wohnungslosigkeit, die bei Familienmitgliedern, Freunden oder Bekannten unterkommen, sowie obdachlose Menschen auf der Straße. Der Wohnungsmarkt biete seit langem nicht mehr genug bezahlbaren und bedarfsgerechten Wohnraum mehr. Die BAGW forderte einen höheren Bestand an Sozialwohnungen, niedrigschwelligen Zugang zu professionellen Hilfen bei Wohnungslosigkeit, mehr Prävention und mehr Mieterschutz.
Der Präsident der Arbeiterwohlfahrt, Michael Groß, kritisierte, die Bundesregierung habe noch keinen Gesetzesentwurf für die Reform der Schonfristzahlungen und der Absenkung der Kappungsgrenze vorgelegt habe. Diese im Koalitionsvertrag festgelegten Vorhaben könnten Wohnungslosigkeit verhindern und erforderte keine Finanzmittel des Bundes, der Länder oder der Kommunen. Die Schonfrist räumt Mietern mehr Zeit für die Begleichung von Mietschulden ein, während die Kappungsgrenze Mietsteigerungen abmildert.
Die Statistik erfasst wohnungslose Menschen, die in der Nacht vom 31. Januar zum 1. Februar 2024 beispielsweise in überlassenem Wohnraum, Sammelunterkünften oder Einrichtungen für Wohnungslose untergebracht waren.
Zum Stichtag 31. Januar des laufenden Jahres wurden 136.900 geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer in der Statistik erfasst. Mit knapp einem Drittel (31 Prozent) aller untergebrachten Wohnungslosen bildeten sie in Bezug auf die Staatsangehörigkeit wie bereits im Vorjahr die größte Gruppe in der Statistik.