Berlin (epd). Die Gewerkschaft ver.di hat zum ersten Mal Detailergebnisse der Arbeitszeitbefragung in Kitas veröffentlicht. Sie verdeutlichten die gravierenden Probleme in den Kindertagesstätten, heißt es in einer Mitteilung vom 17. Juni.
Die Arbeitszeitbefragung, an der sich bundesweit rund 12.600 Erzieherinnen und Erzieher beteiligten, belege die Personalengpässe, erklärte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle: 56 Prozent der Beschäftigten berichten von sinkenden Beschäftigtenzahlen in ihren Kitas. Offene Stellen werden aufgrund der Arbeitsmarktlage (66 Prozent) und der schlechten Arbeitsbedingungen (54 Prozent) nicht mehr nachbesetzt.
„Wir haben bei den Erzieherinnen und Erziehern die größte Fachkräftelücke aller Einzelberufe. Das ist dramatisch und zeigt, dass hier dringend Maßnahmen erforderlich sind, um der Situation entgegenzuwirken“, betonte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle. „Die Fachkräftelücke in den Kitas wächst von Jahr zu Jahr. Momentan liegt sie bei über 20.000.“ Behle wies darauf hin, dass in den Kitas überwiegend Frauen beschäftigt sind, die in Teilzeit arbeiten.
Die Situation sei so, dass sich 88 Prozent der Beschäftigten nach der Arbeit ausgebrannt und leer fühlten und 85 Prozent sich in ihrer arbeitsfreien Zeit nicht mehr erholen und abschalten könnten. 41,1 Prozent der Beschäftigten verzichtet aufgrund der Arbeitssituation auf Pausen. Viele Beschäftigte machen regelmäßig Überstunden, um nicht besetzte Stellen auszugleichen und ausgefallene Beschäftigte zu vertreten.
„Diese Aussagen machen deutlich, dass es innerhalb des Systems keine Ressourcen gibt, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken“, erläuterte Behle. „Wir haben die Teilzeit-Beschäftigten auch danach gefragt, ob sie Möglichkeiten der Aufstockung sehen würden. Das haben sie aufgrund ihrer derzeitigen Überlastung verneint. Die Belastung in den Kitas ist so hoch, dass fast alle Kolleginnen sich wünschen, weniger zu arbeiten und ihre Arbeitszeit zu reduzieren.“