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Mehr Digitalisierung für Oma und Opa




Seniorin mit einem Handy
epd-bild/Nancy Heusel
Ältere Menschen haben keine Lust auf neue Technik? Mit diesem Klischee räumt eine Studie der Körber-Stiftung auf. Mehr noch: Um den demografischen Wandel zu stemmen, braucht es dringend mehr Digitalisierung für Seniorinnen und Senioren.

Hamburg (epd). Neue Technologien müssen altersfreundlicher werden. „Digitale Entwicklungen und besonders KI können viele positive Effekte auf die alternde Gesellschaft haben“, sagt Jonathan Petzold, Programmleiter Alter und Digitalisierung der Körber-Stiftung. Der 35-Jährige fordert, den digitalen Wandel mit dem demografischen Wandel zu denken. Aktuell hätten die IT-Unternehmen vor allem Jüngere im Blick, das Bild von älteren Menschen müssten viele erstmal überdenken.

Für Petzold ist die Richtung klar: „Wir müssen weg von Seniorenhandy und Sturzmatte hin zu Lifestyle-Produkten für eine anspruchsvolle Zielgruppe.“ Er stellte jüngst beim „Ageing with Tech Festival“ die Ergebnisse der Körber-Studie „Smart Ageing - Gut alt werden im digitalen Wandel“ vor. Demnach sei die ältere Generation insgesamt technikaffiner als häufig angenommen. Für die Körber-Studie befragte das Institut für Demoskopie Allensbach im Dezember 2023 und Januar 2024 mehr als 1.000 Menschen ab 50 Jahren.

Eine extrem heterogene Altersgruppe

Ältere Menschen seien eine extrem heterogene Gruppe: So spielen für 61 Prozent der 50- bis 59-Jährigen digitale Technologien heute eine große Rolle in ihrem Alltag, aber nur für 13 Prozent der über 80-Jährigen. Auch sozial Schwächere haben laut Studie eher Vorbehalte, weil sie wahrscheinlich weniger Erfahrungen mit digitalen Anwendungen haben, hieß es. Zudem dürften auch die Offliner nicht vergessen werden, die noch keinen Zugang zum Internet hätten.

Hier sieht Petzold das Potenzial der Künstlichen Intelligenz (KI), die den Zugang zu Technik vereinfacht. „Dies sind gute Aussichten für eine alternde Gesellschaft. Schon jetzt sind 17 Prozent der über 50-Jährigen, fast 6,3 Millionen Menschen, äußerst technikaffin - und diese Zahl wächst“, sagte Petzold.

59 Prozent sehen Belange der Alten nicht berücksichtigt

Die über 50-Jährigen nutzen bereits diverse digitale Möglichkeiten im Alltag, etwa im Austausch mit Familie und Freunden (79 Prozent) oder bei Bankangelegenheiten (56 Prozent). Gleichzeitig fühlen sich 41 Prozent mit der Bedienung von technischen Geräten überfordert. Fast zwei Drittel (63 Prozent) meinen, dass viele Geräte zu viele unnötige technische Funktionen hätten. Entsprechend äußern 59 Prozent Zweifel, dass die Bedürfnisse älterer Menschen bei der Entwicklung neuer Technologien ausreichend berücksichtigt werden.

Petzold: „Die Teams in IT-Unternehmen müssen altersdiverser werden, damit bei der Entwicklung neuer Produkte die Perspektive von Älteren berücksichtigt wird.“ Diese Ausrichtung auf die Altersfreundlichkeit habe klare Vorteile: „Was gut nutzbar für Ältere ist, ist gut nutzbar für alle“, betonte Petzold.

Viele sehen digitale Angebote als große Hilfe im Alltag

Der Körber-Studie zufolge wird der mögliche Beitrag von Technik für ein leichteres Leben im Alter von der Hälfte der Befragten (49 Prozent) als hoch eingestuft. Vor allem beim Austausch mit Familie und Freunden (70 Prozent), beim Informieren über das aktuelle Geschehen (65 Prozent) und in medizinischen Notfällen (57 Prozent) halten demnach Menschen ab 50 Jahren digitale Angebote für eine große Hilfe im Alter. Petzold: „Technologie kann dafür sorgen, dass Menschen länger und selbstständiger leben und dabei stärker familiär und sozial eingebunden bleiben.“ Dies könne sich wiederum positiv auf die Gesundheit auswirken. Und wenn ältere Menschen länger fit bleiben, könne die Digitalisierung zu einer Entlastung der Gesundheits- und Pflegesysteme beitragen.

Evelyn Sander