sozial-Politik

Wohnen

Weniger Wohnungen neu gebaut




Baustelle mit Wohnungen und Geschäften in Offenbach (Archivbild)
epd-bild/Norbert Neetz
Die vom Bund als Ziel ausgegebene Trendumkehr beim Wohnungsbau lässt weiter auf sich warten. In den zurückliegenden drei Jahren wurden in Deutschland jeweils etwas weniger als 300.000 Wohnungen neu gebaut.

Frankfurt a. M. (epd). 2023 sind in Deutschland 294.400 Wohnungen gebaut worden. Das waren 900 (0,3 Prozent) weniger als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt am 23. Mai in Wiesbaden mitteilte.

Damit habe sich die Zahl der jährlich fertiggestellten Wohnungen seit dem Jahr 2021 kaum verändert. 2021 wurden 293.400 neue Wohnungen fertiggestellt, im Jahr darauf 295.300. In den Zahlen sind sowohl die Baufertigstellungen für neue Gebäude als auch für Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden enthalten sowie Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden.

Mehr Wohnraum in Mehrfamilienhäusern

Ziel der Ampel-Koalition ist es, dass pro Jahr insgesamt 400.000 neue Wohnungen gebaut werden, davon 100.000 Sozialwohnungen. Von 2022 bis 2027 stellt der Bund nach eigenen Angaben 18,15 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau bereit.

Zu neuen Sozialwohnungen enthält die Statistik des Bundesamtes keine Angaben. Allerdings lässt sich aus ihr ablesen, dass die Zahl neuer Einfamilienhäuser sinkt, währenddessen mehr Wohnraum in Mehrfamilienhäusern entsteht. Konkret wurden in Einfamilienhäusern im vergangenen Jahr 69.900 Wohnungen geschaffen, 9,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Dagegen stieg die Zahl neuer Wohnungen in Zweifamilienhäusern um 3,8 Prozent auf 23.800. In Mehrfamilienhäusern entstanden 156.300 Wohnungen neu und damit 4,1 Prozent mehr als 2022. In Wohnheimen sank die Zahl fertiggestellter Wohnungen um 15,9 Prozent auf 7.300.

Zahl der Baugenehmigungen abgesackt

Die durchschnittliche Zeit von dem Erteilen einer Baugenehmigung bis zur Fertigstellung hat sich bei den im Jahr 2023 fertiggestellten Wohngebäuden auf 24 Monate weiter verlängert. Im Jahr 2020 waren es noch 20 Monate. Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen fiel im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um 26,7 Prozent auf 259.600 und war damit deutlich geringer als die Zahl der fertiggestellten Wohnungen.

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) sagte in Berlin, die Lage am Bau sei stabil. Beim sozialen Wohnungsbau habe es im Vorjahr einen deutlichen Zuwachs bei den Bewilligungen gegeben. „Die Zahl der geförderten Wohneinheiten stieg mit 8.400 um mehr als 20 Prozent auf insgesamt 49.430 an“, erklärte Geywitz. Der soziale Wohnungsbau erweise sich als Stabilitätsanker für die Bau- und Immobilienbranche. „Unsere milliardenschwere Förderung für den bezahlbaren Wohnraum bringt auch immer mehr private Wohnungsbaugesellschaften in den sozialen Wohnungsbau. Das zeigt: Die Förderung des Bundes wirkt.“

Verband: Die Durststrecke kommt erst noch

Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe bewertet die Entwicklung dagegen kritisch. „Rund 295.000 Wohnungen sind im vergangenen Jahr gebaut worden. Das ist noch lange keine Entwarnung für den Markt“, sagte Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa. Was 2023 fertig geworden sei, seien die rund 24 Monate zuvor beauftragten Wohnungen. Angesichts der seit zwei Jahren sinkenden Baugenehmigungszahlen müsse man leider sagen: „Die Durststrecke kommt erst noch. Denn die Aufträge bei unseren Unternehmen werden immer weniger.“

Der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung nannte den Rückgang der Baugenehmigungen „dramatisch“ und erklärte: „Da sich die Zahl der Baugenehmigungen mit Verzögerung auf die Fertigstellungen auswirkt, ist 2024 mit einem stärkeren Rückgang der Zahl fertig gestellter Wohnungen zu rechnen. Die Talsohle beim Wohnungsbau dürfte frühestens 2025 erreicht sein.“ Das Ziel der Bundesregierung von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr wird nach seiner Einschätzung nicht ohne weitere Förderprogramme zu erreichen sein.

Karsten Frerichs, Dirk Baas