Berlin (epd). Angesichts des Erstarkens antidemokratischer Kräfte wollen private Stiftungen, Organisationen und Unternehmen Menschen in Ostdeutschland unterstützen, die sich vor Ort engagieren. Für Projekte zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts werde bis Juli 2024 ein Gemeinschaftsfonds mit einer Million Euro eingerichtet, sagte der Geschäftsführer der Stiftung Bürger für Bürger aus Halle, Olaf Ebert, am 12. März in Berlin bei der Vorstellung der Initiative „Zukunftswege Ost“.
Daraus sollen unbürokratisch Projekte in ländlichen Regionen mit bis zu 5.000 Euro gefördert werden. Eine Gesinnungsprüfung werde es nicht geben, hieß es. Die Kriterien für die Förderung von Vielfalt und Zusammenhalt schlössen Initiativen rechtsextremer Parteien aus. Gefördert werden sollen etwa Projekte für benachteiligte Jugendliche und behinderte Menschen.
Ziel sei die Stärkung von Initiativen, die sich für eine demokratische Kultur, ein friedliches Miteinander und die Gleichwertigkeit aller Menschen einsetzen, teilte der Bundesverband Deutscher Stiftungen mit. Engagierte sollten mit ihren Aktivitäten stärker in den öffentlichen Fokus gerückt werden.
Den Angaben nach engagieren sich rund 37 Prozent der Menschen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ehrenamtlich und bringen sich ein ins Gemeinwesen. Mehr als 100.000 zivilgesellschaftliche Organisationen, also Vereine, Stiftungen bürgerlichen Rechts, gemeinwohlorientierte Genossenschaften, waren 2022 in Ostdeutschland registriert. Gleichzeitig, so die Initiative, seien viele Engagierte vor Ort einem immer größeren Druck ausgesetzt - durch demokratiefeindliche Kräfte, auch durch fehlende Verlässlichkeit finanzieller Ressourcen. Die öffentliche Förderung von zivilgesellschaftlichen Organisationen liege hier bei nur rund acht Prozent.
Der Bundesverband beobachtet nach eigenen Worten mit Sorge, dass sich viele von ihnen, insbesondere jenseits der urbanen Zentren Ostdeutschlands, immer größerem Druck ausgesetzt sehen. Das Erstarken demokratiefeindlicher Kräfte, der von ihnen beförderte Vertrauensverlust nicht nur in staatliche, sondern auch in zivilgesellschaftliche Institutionen führe dazu, dass sich Engagement im schlimmsten Fall nicht mehr entfalten könne.
Die Vorständin der Dresdner Cellex Stiftung, Eva Sturm, sagte, das Engagement in Ostdeutschland für Demokratie sei sehr groß und oft lokal und kooperativ. Es finde aber nicht immer in auskömmlichen Strukturen und häufig in Bedrohungslagen statt.
Burkhard Schwenker, Vorsitzender des Kuratoriums der Zeit Stiftung Bucerius, sagte, man wolle Kräfte bündeln, Ressourcen schaffen, „um den mutigen Menschen den Rücken zu stärken, die sich für gesellschaftlichen Zusammenhalt engagieren - und damit für uns alle.“
Die Initiative geht auf den Bundesverband Deutscher Stiftungen und einige seiner Mitglieder zurück. Dazu gehören die Stiftung Bürger für Bürger, die Hamburger Zeitstiftung Bucerius, die Cellex Stiftung und die Freudenberg Stiftung aus Weinheim an der Bergstraße. Die Schirmherrschaft hat der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Staatsminister Carsten Schneider (SPD), übernommen