Osnabrück (epd). Das Kinderhilfswerk terre des hommes hat die teils monatelange Wartezeit auf einen Schulplatz für geflüchtete Kinder und Jugendliche kritisiert. „Das ist ein akutes Problem nicht nur in den großen Metropolen“, sagte die Referentin für Deutschland und Europa, Teresa Wilmes, in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Aus verschiedenen Bundesländern erhalte die Kinderrechtsorganisation Berichte über entsprechende Verzögerungen. Auch Flüchtlings-Selbstorganisationen und psychosoziale Zentren machten vermehrt darauf aufmerksam.
Laut Kinderrechtskonvention habe jedes Kind und jeder Jugendliche ein Recht auf Bildung. Spätestens nach drei Monaten müsse ihnen der Zugang zur Regelschule gewährt werden. Könnten die geflüchteten Kinder und Jugendlichen über längere Zeit keine Schule besuchen, könne dies zahlreiche Folgeprobleme nach sich ziehen, erläuterte die Expertin. Bereits auf der Flucht hätten die jungen Menschen keine Schule besucht. „In Deutschland wird diese Bildungslücke dann noch vergrößert.“
Die Schule sei allerdings nicht nur Bildungsinstitution, sagte Wilmes. Sie ermögliche den Kontakt zu Kindern vor Ort, vermittle den Schutzsuchenden eine Tagesstruktur und gebe ihnen Halt und Sicherheit. Das sei besonders für die vielen traumatisierten Jungen und Mädchen wichtig. Lehrkräfte könnten wichtige Bezugspersonen sein.
Für viele bedeute der Schulbesuch auch eine Entzerrung des Alltags in den oft beengten Gemeinschaftsunterkünften, erläuterte sie weiter. „Das entlastet die Familien und reduziert Stress.“ Falle all das über längere Zeit weg, könnten sich Traumata verstärken. Das Erlernen der Sprache und die Integration verzögerten sich und würden erschwert.
Auch die Bildungsangebote in den Erstaufnahmeeinrichtungen sind laut Wilmes kein adäquater Ersatz der Regelschule und allenfalls als Übergangsangebot akzeptabel. Geflüchtete Kinder hätten hier keinen Kontakt zu Gleichaltrigen ohne Fluchtgeschichte. Die Fluktuation sei hoch, die Unterrichtsinhalte seien eingeschränkt.