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Missbrauch

Diakonie-Präsident Schuch: Es muss allein um die Betroffenen gehen




Einführung ins Amt: Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch mit Kirsten Fehrs
epd-bild/Christian Ditsch
Seit Januar ist Rüdiger Schuch Präsident der Diakonie. Kurz nach Amtsantritt wurde die Studie über das Ausmaß von Missbrauch in evangelischer Kirche und ihren Wohlfahrtseinrichtungen veröffentlicht. Für Schuch wird das ein wichtiges Thema werden.

Berlin (epd). Der neue Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch hat eine weitere Aufarbeitung von Missbrauch in Einrichtungen seines Verbands angekündigt. „Wir werden aufarbeiten, wir werden anerkennen, wir werden unsere Strukturen hinterfragen, und wir werden umfassende Präventionsmaßnahmen ergreifen“, sagte Schuch am 20. Februar im Gottesdienst zu seiner offiziellen Amtseinführung. Seit Januar leitet der 55-jährige Theologe den evangelischen Verband.

„Unaufrichtigkeit und Lüge“

Bei der Bekämpfung von Missbrauch müsse es allein um die Betroffenen gehen, sagte Schuch. Mit dem Ziel, Ansehen und Ruf von Kirche und Diakonie um jeden Preis zu schützen, hätten sich beide Institutionen „in die Tiefe der Unaufrichtigkeit und Lüge“ gestürzt. „Es wurde verheimlicht, vertuscht, infrage gestellt, es wurde verleumdet“, sagte er. Missbrauchstäter seien nicht gestoppt, sexualisierte Gewalt nicht verhindert worden, ergänzte Schuch, der in seiner Predigt von „Verbrechen“ sprach.

Ende Januar wurde die von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beauftragte Studie („ForuM“) über Ausmaß und Ursachen von Missbrauch in evangelischer Kirche und Diakonie veröffentlicht. Sie geht von mehr als 2.225 Betroffenen und 1.259 Beschuldigten aus, wobei allerdings nicht alle Akten eingesehen wurden. Für den Bereich der Diakonie wurden nach ihren Angaben überwiegend nur Fälle bis 1979 für die Studie berücksichtigt. Die Studie bescheinigt Kirche und Diakonie Mängel bei der Aufarbeitung und beim Umgang mit Betroffenen.

Paus: „Gut, dass Sie diese Aufgabe sehen“

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) forderte die Diakonie und ihren neuen Präsidenten auf, die Aufarbeitung der Fälle sowie Intervention und Vorbeugung gegen sexuelle Gewalt in diakonischen Einrichtungen schnell und nachdrücklich zu verbessern. „Gut, dass Sie diese Aufgabe sehen“, sagte Paus. Gerade weil die Diakonie mit ihren Einrichtungen unverzichtbar sei für den deutschen Sozialstaat, seien die Ergebnisse der ForuM-Studie so erschreckend, erklärte die Ministerin.

Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, sagte, Kirche und Diakonie seien schuldig geworden. Strukturen und „innere Haltung“ der Institutionen müssten sich verändern.

Paus würdigte darüber hinaus die Diakonie als verlässliche Partnerin des Staates unter anderem in der Kinderbetreuung, in der Pflege und Pflegeausbildung sowie im Gesundheitswesen. Als zuständige Ministerin werde sie auch angesichts der aktuellen Krisen und der schwierigen Haushaltslage um die Mittel kämpfen, die die Freie Wohlfahrtspflege für ihre Arbeit brauche, versicherte Paus. Der Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege und AWO-Vorsitzende Michael Groß erklärte, starke Stimmen für die Wohlfahrtspflege wie die der Diakonie seien in der aktuellen Situation besonders gefragt.

33.400 diakonische Einrichtungen

In diakonischen Einrichtungen sind deutschlandweit rund 627.000 Menschen beschäftigt. Der evangelische Verband gehört damit zu den größten Arbeitgebern in Deutschland. Zu den rund 33.400 Einrichtungen zählen Krankenhäuser, Pflegedienste, Kindergärten oder Anlaufstellen für Obdachlose und Geflüchtete. Mehr als zehn Millionen Menschen nehmen jährlich die Dienste in Anspruch, rund 700.000 Ehrenamtliche unterstützen die Arbeit.

Schuch kündigte an, die Diakonie werde sich auch weiter für professionelle Pflege und Betreuung einsetzen, für gesellschaftsoffene Einwanderung werben und sich für das Recht auf Asyl einsetzen. Der Verband werde sich gegen „die Verächter der Demokratie“ und diejenigen stellen, die nach Hautfarbe sortieren, Menschen in Schubladen packen sowie Jüdinnen und Juden verächtlich machen wollen, sagte er.

Corinna Buschow, Bettina Markmeyer:


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