Berlin (epd). Zwei Jahre nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine lenkt der Deutsche Caritasverband die Aufmerksamkeit auf die Hilfen für Menschen mit Behinderung. „Hinter der Frage nach der militärischen Allianz darf die Frage nach der menschlichen Solidarität nicht in den Hintergrund treten“, forderte Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa am 20. Februar in Berlin. „Jeder Tag, an dem die russische Invasion die Ukraine mit Angst und Schrecken überzieht, ist ein Tag der Ängste und der Schrecken besonders für Menschen mit Handicaps.“ Alte Menschen und Menschen mit Behinderung bräuchten besonderem Maße Aufmerksamkeit und Unterstützung.
Die Caritas und ihre Fachverbände haben nach ihren Worten in den vergangengen Jahren tausende Ukrainerinnen und Ukrainer sowohl in ihrem Heimatland als auch in Deutschland unterstützt. „Das unermessliche Leid der Kinder und Jugendlichen mit Behinderung zu lindern, bleibt eines unserer besonderen Anliegen“, sagte die Präsidentin.
Unter den Geflüchteten, die in den letzten zwei Jahren nach Deutschland gekommen sind, befinden sich hunderte ukrainische Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderungen, die mit ihren Betreuerinnen und deren Angehörigen aus der Ukraine in Caritas-Einrichtungen in Deutschland aufgenommen wurden.
Im März 2022 hatte die Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie (CBP) als zuständiger Fachverband Fahrten für geflüchtete Menschen aus einem Waisenhaus in Kyiv durchgeführt. Im April 2022 wurde eine weitere Einrichtung von Kryvij Rih nach Bayern in eine Mitglieds-Einrichtung des CBP evakuiert. Insgesamt 300 Menschen mit Behinderung sowie mehr als 100 Betreuerinnen und deren Angehörige aus der Ukraine wurden in Mitgliedseinrichtungen des CBP in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Baden-Württemberg und Bayern aufgenommen. Dort werden sie seitdem begleitet und betreut. Nach Unterbringung und Versorgung steht jetzt eine Normalisierung des Alltags mit Tagesstruktur, aber auch therapeutischen Maßnahmen an, um die erlebten Schrecken zu verarbeiten.
Im gegenwärtigen gesellschaftlichen Klima werde vermehrt die Forderung nach einer Begrenzung der Flüchtlingszahlen laut. „Die UN-Behindertenrechtskonvention regelt ganz klar, dass wir in Gefahrensituationen, einschließlich bewaffneter Konflikte, alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen müssen, um den Schutz und die Sicherheit von Menschen mit Behinderung zu gewährleisten“, sagte Wolfgang Tyrychter, Vorstandsvorsitzender des CBP. Die Unterstützung der geflüchteten Menschen mit Behinderung sei nicht verhandelbar: „Wir dürfen nicht nachlassen in unserem Bemühen, ihnen die dringend benötigte Hilfe zukommen zu lassen.“
Er bekräftigte: „Die Einrichtungen der Caritas stehen weiterhin den bedürftigen Menschen aus der Ukraine, insbesondere jenen mit Beeinträchtigungen, zur Seite. Sie benötigen besonderen Schutz und Unterstützung.“ Er dankte den beteiligten Einrichtungen, die die ukrainischen Flüchtlinge aufgenommen haben, für ihr Engagement: „Das ist gelebte Caritas.“