Ansbach (epd). Tagesmutter Lara-Katharina Stern sitzt gerade in der Malecke ihrer eigenen Kindertagesstätte im mittelfränkischen Ansbach. „Hier sind noch andere Farben. Die darfst du auch mitbenutzen“, sagt Stern und rückt dem kleinen Elias mit der rechten Hand die Box mit Buntstiften hin. Mit der linken Hand hält sie den einjährigen Lukas fest, der gerade auf ihrem Schoß sitzt.
Höchstens fünf Kinder darf die Tagesmutter gleichzeitig betreuen. „Bei kleinen Kindern muss man immer sehr aufpassen. Da ist es gut, wenn ich die volle Aufmerksamkeit habe“, sagt die 43-Jährige.
Deutschlandweit gibt es laut Statistischem Bundesamt rund 41.000 Kindertagespflegepersonen. Tageseltern kümmern sich um die Betreuung und Erziehung kleiner Kinder unter drei Jahren. Die Kindertagespflege ist eine gesetzlich anerkannte Betreuungsform und der Betreuung in Kindertagesstätten, den Kitas, gleichgestellt. Mehr als 850.000 Kinder unter drei Jahren sind derzeit in einer Tagesbetreuung.
Lara-Katharina Stern hat fünf eigene Kinder. Eines davon, die vierjährige Anni, ist heute bei der Tagespflege mit dabei. Die Kinder, um die sich die Tagesmutter kümmert, sind zwischen ein und drei Jahre alt. Ab dem dritten Jahr kommen die Kinder dann in den Kindergarten. „Das ist uns auch bei unseren eigenen Kindern wichtig. Der Besuch des Kindergartens und der Kontakt zu Gleichaltrigen fördert die Entwicklung der Kleinen“, sagt Stern.
Ihr Mann Martin unterstützt seine Frau ab und an. „Für uns ist es praktisch, dass wir hier unsere eigene Kindertagesstätte haben und keinen weiten Weg jeden Morgen fahren müssen“, sagt der 47-Jährige. „Wenn unsere eigenen Kinder krank sind, springt mein Mann für mich ein“, sagt sie. Sie versuche stets, sich nicht anzustecken. „Wenn ich selbst ausfalle, stehen die Eltern vor dem Problem, dass sie selbst eine Betreuung organisieren müssen.“ Nicht jeder habe Großeltern, die spontan einspringen können.
„In der Kita können die Betreuerinnen untereinander die Gruppen wechseln und sich gegenseitig unterstützen“, sagt Stern. In der Kindertagespflege hingegen sei man auf sich allein gestellt. „Ich traue mich kaum, krank zu sein. Falle ich aus, fällt die komplette Betreuung weg.“
Dennoch sei sie vom Konzept der Kindertagespflege überzeugt. „Ich würde selbst immer auf die Kindertagespflege zurückgreifen, auch für meine eigenen Kinder. Im Gegensatz zur Kita sind wir viel freier, können bei schönem Wetter spontan hinausgehen und den Tag so gestalten, wie wir wollen.“
Seit über sechs Jahren bietet Stern Kindertagespflege an, zunächst in den eigenen vier Wänden. Vor einem halben Jahr hat das Ehepaar Stern ein früheres Schreibwarengeschäft umgebaut. „Ich mag es, eine kleine heile Welt für die Kinder zu erschaffen“, sagt Stern und lässt ihren Blick schweifen über das bunte Bällebad, die hölzerne Rutsche und die Spielecke. Die Kinder werden hier täglich von acht bis 14 Uhr betreut.
Sie wünscht sich die Möglichkeit einer Ersatzbetreuung. „Dann könnten wir, wenn wir mal krank sind, uns richtig auskurieren. Und die Betreuung würde nicht auf die Eltern zurückfallen.“
Heiko Krause, Geschäftsführer des Bundesverbands für Kindertagespflege, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Noch immer wird nicht überall die gesicherte Vertretung im Krankheitsfall verwirklicht.“ Die Aufgabe, eine Ersatzbetreuung im Krankheitsfall zu organisieren, könne nicht allein den Kindertagespflegepersonen überlassen werden. Nach Krauses Auffassung müssten die kommunalen Jugendämter sicherstellen, dass bei Krankheit und Urlaub der Kindertagespflegeperson eine Vertretung zur Verfügung steht.
Für Lara-Katharina Stern wäre eine Vertretung im Krankheitsfall eine große Entlastung. „Ich liebe meinen Beruf, aber dass ich krank werden könnte und mich dann nicht auskurieren kann, ist eine ständige Belastung“, sagt sie, den Blick auf die Kleinkinder gerichtet, die sich gerade im Bällebad austoben.