Berlin (epd). Die Zahl der Asylanträge in Deutschland ist 2023 stark gestiegen. Wie aus der am 8. Januar vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge veröffentlichten Jahresstatistik hervorgeht, wurden im vergangenen Jahr rund 329.000 Erstanträge auf Schutz in Deutschland gestellt, etwa 111.000 mehr als im Jahr davor. Die Zahl der Folgeanträge ging den Angaben zufolge im vergangenen Jahr zurück. Rechnet man sie hinzu, ergibt sich insgesamt eine Antragszahl von knapp 352.000 für das Jahr 2023 - ein Anstieg um 44 Prozent.
Hauptherkunftsländer waren den Angaben zufolge Syrien, Afghanistan und die Türkei. Die Gesamtschutzquote, also der Anteil positiv beschiedener Anträge, lag laut Bundesamt bei knapp 52 Prozent. Bei mehr als der Hälfte der Antragsteller wurde also ein Recht auf Schutz anerkannt.
Die Quoten fallen für die Länder sehr unterschiedlich aus. Während 88 Prozent der Anträge von Menschen aus Syrien und mehr als jeder vierte Antrag von Afghaninnen und Afghanen anerkannt wurden, gilt das für Menschen aus der Türkei nur in 13 Prozent der Fälle. Fast jeder zweite Asylerstantrag (47 Prozent) wurde von Menschen aus Syrien und Afghanistan eingereicht. Sieben Prozent der Asylerstanträge wurden für bereits in Deutschland geborene Kinder im Alter von unter einem Jahr gestellt.
Mehr als 12 Prozent der Asylanträge betrafen sogenannte Dublin-Verfahren, in denen also ein anderer EU-Staat für das Verfahren zuständig ist. Die formelle Entscheidung in diesen Fällen sagt nichts über die Schutzwürdigkeit der Betroffenen aus, weshalb die Gesamtschutzquote höher liegen dürfte, betrachtete man nur die inhaltlichen Entscheidungen.
Nicht in der Statistik enthalten ist die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine, die automatisch Schutz erhalten und dafür kein Asylverfahren durchlaufen müssen. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs haben mehr als eine Million Menschen aus der Ukraine, in der Mehrzahl Frauen und Kinder, in Deutschland Schutz gesucht.
Die Kommunen seien völlig überlastet, erklärte die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Andrea Lindholz (CSU). Sie warf der Bundesregierung vor, die „Migrationskrise“ nicht in den Griff zu bekommen. Lindholz kritisierte, dass die geplanten Verschärfungen bei Abschiebungen frühestens im Februar in Kraft treten würden, die Ampel-Koalition an der erleichterten Einbürgerung festhalte und einem „Multi-Kulti-Ideal“ folge.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte zu den Zahlen, der Bundestag werde das Paket für mehr und schnellere Rückführungen „in Kürze“ beschließen. Zudem verwies sie auf die kurz vor Weihnachten erfolgte Einigung in der europäischen Asylpolitik. Damit werde die Verantwortung für Geflüchtete fairer verteilt, sagte sie. Zudem würden Asylverfahren für Menschen mit geringer Aussicht auf Schutz künftig schon an den EU-Außengrenzen geführt.