Düsseldorf (epd). Wie viele Beschäftigte hätten gerne eine Vier-Tage-Woche? Und unter welchen Bedingungen? Diese und andere Fragen beantwortet die Hans-Böckler-Stiftung nach Auswertung einer Umfrage unter Vollzeit-Angestellten. „Unsere Ergebnisse zeigen: Der Wunsch nach einer Vier-Tage-Woche ist dominant unter den abhängig Beschäftigten“, schreiben die Autoren Yvonne Lott und Eike Windscheid in ihrem Bericht „Vier-Tage-Woche - Vorteile für Beschäftigte und betriebliche Voraussetzungen für verkürzte Arbeitszeiten“.
Nach den Ergebnissen der Umfragen, die zwischen April und November 2022 gemacht wurden, wünschen sich 80 Prozent der Vollzeit-Beschäftigten eine Vier-Tage-Woche. Der größte Teil von ihnen (knapp 73 Prozent)wollen dies jedoch nur bei gleichem Lohn. Acht Prozent der Beschäftigten würden auch bei geringerem Lohn weniger arbeiten. 17 Prozent wünschen sich keine Vier-Tage-Woche. Und zwei Prozent gaben an, bereits weniger zu arbeiten.
Blickt man auf die Motive für eine verkürzte Arbeitszeit, dann werden vor allem mehr Zeit für sich selbst (97 Prozent), für ihre Familie (89 Prozent) sowie für Hobbys und Freizeitaktivitäten wie Ehrenämter oder Sport (87 Prozent) genannt. Fast 75 Prozent sagten, sie wollten die Arbeitsbelastung verringern. Damit, so die Autoren, könnten drei wesentliche Vorteile mit einer Arbeitszeitverkürzung erreicht werden: eine bessere Regeneration, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und beruflichen Belangen und drittens mehr zivilgesellschaftliche Teilhabe. Oft scheitere ehrenamtliches Engagement an langen oder ungünstigen Arbeitszeiten.
Die wesentlichen Gründe gegen eine verkürzte Arbeit beziehen sich auf die vorhandene Arbeitsorganisation beziehungsweise die Arbeitsumstände. 82 Prozent, derjenigen, die sich keine Vier-Tage-Woche vorstellen können, gaben an, dass sich an den Arbeitsabläufen voraussichtlich nichts ändern würde und sie daher nicht kürzer arbeiten wollen. 77 Prozent sagten, dass die Arbeit in kürzerer Zeit nicht zu schaffen wäre, also die Arbeitsmenge einer Verkürzung der Arbeitszeit entgegensteht. „Spaß an der Arbeit“ ist neben „an den Arbeitsabläufen würde sich nichts ändern“ mit 86 Prozent der am häufigsten genannte Grund gegen den Start in eine Vier-Tage-Woche.
„Bleiben die Arbeitsmenge, die Arbeitsabläufe sowie eine (implizit erwartete) Erreichbarkeit unverändert, so werden die Vorteile der Arbeitszeitreduktion unterminiert - mit möglichen negativen Folgen für Arbeitsmotivation und Sinnerleben der Beschäftigten“, heißt es in der Studie. Es geht also um eine „echte“ Arbeitszeitreduktion, die nicht durch Mehrarbeit an den verbliebenen Tagen konterkariert wird.
Für eine wirkungsvolle Umsetzung braucht es den Fachleuten zufolge verbindliche Vertretungsregelungen, mehr Personal sowie eine angepasste Arbeitsorganisation und eine verringerte Arbeitsmenge, etwa durch Fortschritte in der Automatisierung. Empfohlen wird, den Beschäftigten eine Wahloption zu lassen zwischen der Vier- und Fünf-Tage-Woche. Das kürzere Arbeiten wäre dann Normalität, aber nicht vorgeschrieben: „Somit wird eine Norm geschaffen, nach der kürzere Arbeitszeiten die “neue Vollzeit„ sind.“