Hannover (epd). Die rund 42.000 tarifgebundenen Beschäftigten in den niedersächsischen Diakonie-Einrichtungen bekommen mehr Geld. Die Arbeitgeber und die Gewerkschaften ver.di und Marburger Bund hätten nach langen Verhandlungen eine „wegweisende Vereinbarung getroffen“, teilte der Diakonische Dienstgeberverband Niedersachsen (DDN) am 23. November in Hannover mit. Die Gewerkschaft ver.di sprach von einer spürbaren Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten, übte aber auch Kritik an den Verhandlungen. Seit Juni war zuvor in zunächst vier ergebnislosen Runden verhandelt worden.
Laut Abschluss erhalten die Beschäftigten noch im Dezember steuerfrei ein Inflationsausgleichsgeld von 1.000 Euro. Im kommenden Jahr sind weitere steuerfreie 1.450 Euro in drei Teilschritten vorgesehen. Vom 1. April werden die Tabellenwerte den Angaben zufolge um 5,5 Prozent angehoben, im Februar 2025 noch einmal um 4,5 Prozent. Einschließlich der Inflationsausgleichsprämie steigen die Einkommen laut DDN um mehr als 10 Prozent. Eine noch höhere Steigerung von bis zu 21 Prozent bekommen bis 2025 die unteren Entgeltgruppen.
Der Abschluss gilt für zwei Jahre. Als Verhandlungsführer des DDN sagte Jens Rannenberg: „Der hohe Lohnabschluss im öffentlichen Dienst und bei unseren tariflichen Mitbewerbern wie auch der Fachkräftemangel haben uns zu einem sehr hohen Abschluss gezwungen. Dies kann im Jahr 2024 dazu führen, dass besonders kleinere Einrichtungen und Unternehmen finanziell überfordert werden.“
Rannenberg lobte zugleich, dass es gemeinsam mit ver.di gelungen sei, die Tarifstruktur zu modernisieren und mit dem Abschaffen der untersten Entgeltgruppen für mehr Gerechtigkeit zu sorgen.
Ver.di-Verhandlungsführerin Annette Klausing betonte: „Dieser Tarifabschluss macht deutlich, dass gute Arbeitsbedingungen niemandem geschenkt werden.“ Sie kritisierte, dass sich der DDN bis zuletzt geweigert habe, „die Löhne deutlicher um einen sozialen Mindestbetrag anzuheben“.
Auch eine Arbeitszeitverkürzung zur Entlastung der Beschäftigten habe mit den Arbeitgebern nicht vereinbart werden können. „Wenn wir bei den diakonischen Arbeitgebern auch künftig mit guten Argumenten nicht durchdringen, müssen wir spätestens in der nächsten Tarifverhandlung auch hier streikfähig sein“, kündigte Klausing an.
Der Tarifabschluss steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Vorstands des DDN und der Gremien von ver.di und Marburger Bund. Er soll zum Januar in Kraft treten und rückwirkend ab dem September gelten.