sozial-Branche

Diakonie

Bethel verzeichnet 2022 gesunkenen Jahresüberschuss



Das Krisenjahr 2022 hat auch die v. Bodelschwinghschen Stiftungen wirtschaftlich herausgefordert. Im Vergleich zu 2021 fiel das Ergebnis deutlich geringer aus, auch das Spendenaufkommen ging zurück. Der Bethel-Vorstand zeigt sich dennoch zufrieden.

Bielefeld (epd). Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen in Bethel haben 2022 trotz hoher Inflation und Energiekrise ein positives Jahresergebnis von 5,77 Millionen Euro erzielt. „Wir sind erleichtert, dass unter den gegebenen Umständen am Ende des Geschäftsjahres 2022 für Bethel ein zufriedenstellendes Ergebnis stand“, sagte Bethel-Chef Ulrich Pohl am 28. September in Bielefeld. Das Ergebnis, also der Saldo aus den Erträgen und Aufwendungen, lag demnach 15,7 Prozent unter dem des Vorjahres (2021: 6,84 Millionen Euro). Der erwirtschaftete Betrag wird vollständig in die Arbeit Bethels reinvestiert.

Knapp 23.600 Bethel-Beschäftigte

Die Gesamterträge aller Stiftungsbereiche und Tochtergesellschaften der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel - vergleichbar mit dem Umsatz - erhöhten sich 2022 um 13,9 Prozent auf 1,67 Milliarden Euro (2021: 1,47 Milliarden Euro). Die Sachinvestitionen fielen mit 101,6 Millionen Euro um 6,1 Millionen Euro geringer aus als im Jahr 2021.

Erstmals flossen in den Jahresbericht die Zahlen der diakonischen Einrichtung Eben-Ezer mit Sitz im lippischen Lemgo mit ein, die seit 2022 Teil der Bethel-Stiftungen ist. Wie der stellvertretende Vorstandvorsitzende der v. Bodelschwinghschen Stiftungen, Rainer Norden, erläuterte, stieg dadurch die Zahl der Bethel-Beschäftigten in Voll- und Teilzeit verglichen mit 2021 um 11,1 Prozent auf knapp 23.600. Das Angebot für Menschen mit Behinderungen und psychischen Beeinträchtigungen wuchs um fast 1.300 neue Plätze.

Um dem Fachkräftemangel sowohl in der Pflege als auch der Verwaltung zu begegnen, wollen die Stiftungen vor allem die Zahl der Ausbildungsplätze steigern. Norden kündigte außerdem an, dass 20 Pflegekräfte aus Indien sowie acht Hebammen und neun operationstechnische Assistenten aus Brasilien und Chile erwartet werden. Insgesamt sollen bis zu 140 Mitarbeitende aus dem Ausland angeworben werden. Pohl beklagte in diesem Zusammenhang fehlende Unterstützung aus der Politik: „Es kann nicht sein, dass einerseits das 'Recruiting' ausländischer Mitarbeitender unterstützt wird, gleichzeitig aber immer wieder die notwendigen Visa nicht erteilt werden.“

Spendenprojekt für Hospizarbeit

Mit der Einweihung des neuen Kinderzentrums in Bielefeld-Bethel ist das größte Spendenprojekt in der Stiftungsgeschichte nun abgeschlossen, wie es hieß. Knapp 60 Millionen Euro Spenden seien seit dem Jahr 2017 dafür zusammengekommen. Der Umzug von Verwaltung und den medizinischen Abteilungen der alten Klinik Gilead I erfolgt in den kommenden 14 Tagen.

Das Spendenprojekt für 2023/24 widmet sich unter dem Titel „Leben bis zuletzt“ der evangelischen Hospizarbeit. So will Bethel, das bislang sieben Hospize in Deutschland unterhält, zwei neue Häuser in Bad Kösen in Sachsen-Anhalt und in Wandlitz in Brandenburg bauen. Außerdem soll das erste Betheler Hospiz, das „Haus Zuversicht“ in Bielefeld, durch einen größeren Neubau ersetzt werden.

An Spenden, Nachlässen und Zustiftungen erhielten die v. Bodelschwinghschen Stiftungen im vergangenen Jahr insgesamt 66,58 Millionen Euro, über sieben Millionen Euro weniger als ein Jahr davor (2021: 73,66 Millionen Euro).

Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel zählen zu den größten diakonischen Werken Europas. Rund 240.000 Menschen hat das diakonische Werk nach Angaben des Vorstands im vergangenen Jahr behandelt, betreut oder ausgebildet. Bethel ist an rund 300 Standorten mit Einrichtungen und Diensten in acht Bundesländern vertreten.

Katrin Nordwald