München, Berlin (epd). Die Generationenforschung belegt, dass junge Erwachsene unter 25 Jahren der Karriere und der beruflichen Selbstverwirklichung keine große Bedeutung mehr beimessen - Stichwort „Work-Life-Balance“. Zwar seien sie durchaus karriereorientiert, doch eben nicht um jeden Preis. Und: die Generation Z, oder auch Gen Z, strebt nicht mehr nach hohem individuellen Wohlstand, sondern setzt eher auf finanzielle Sicherheit.
Für Unternehmen auf der Suche nach Personal stellt das eine große Herausforderung dar. Sie sind zwingend auf qualifizierten Nachwuchs angewiesen - und können sich notgedrungen dem Wunsch von Bewerbern etwa nach der Vier-Tage-Woche, Homeoffice oder „Workation“, die Kombination von Arbeit und Urlaub, nicht verweigern.
Was machen die Firmen angesichts von hohen Ansprüchen der Generation Z an ihre Jobs? Hurrelmann sieht die Unternehmen vor die Frage gestellt: „Wie gehe ich mit denen um, ohne die Nerven zu verlieren?“ Sie müssten vor allem flexibel sein, denn die digitale Welt sei weiter auf dem Vormarsch. Die Betriebe bräuchten diese Generation, der immerhin rund zwölf Millionen Menschen angehören.
„Die Freizeit ist schon wichtig“, bestätigt Tobias Oettl (23). Seine Meinung teilt auch der 22-jährige Ludwig Wiedemann. Beide arbeiten in der IT-Branche, beide wohnen in kleinen Gemeinden in Oberbayern. Über die prägenden Lebensumstände dieser Alterskohorte sagte Bildungs- und Sozialforscher Klaus Hurrelmann dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Diese Generation teilt die gleiche Erfahrung einer sehr speziellen Mischung aus Wohlstandsgesellschaft und Krisen.“
Und das hat Folgen für deren Lebenseinstellung. Die Studie „Deloitte Millennial Survey 2022“ belegte das große Bedürfnis der jungen Erwachsenen nach Konstanz im Job. 31 Prozent gaben an, in den nächsten fünf Jahren bei ihrem Arbeitgeber bleiben zu wollen und auf Karrieresprünge zu verzichten. 18 Prozent wollten zudem mit kürzeren Arbeitszeiten experimentieren. In der Shell Jugendstudie aus dem Jahr 2019 heißt es: „Ein Arbeitsplatz soll vor allem Sicherheit bieten und es den Jugendlichen ermöglichen, etwas Sinnvolles zu tun.“
Stand noch bei der Generation der „Baby-Boomer“ (geboren zwischen 1955 und 1964) die Arbeit und der beufliche Aufstieg an erster Stelle (Workaholics), so ist das bei der Generation Z (zwischen 1995 und 2010 geboren) nicht mehr der Fall. Im Gegenteil. Statt der Arbeit stehen nunmehr Familie und Freunde an erster Stelle, das private Leben wird hoch gewichtet. Diese Einstellung basiert auch auf sehr günstigen Bedingungen am Arbeitsmarkt, die sich die junge Generation in ihrem Sinn zunutze macht. Hurrelmann: „Die Firmen lechzen geradezu nach Mitarbeitern.“
Besonders die IT-Branche. Sowohl Ludwig als auch Tobias haben eine Informatiklehre gemacht und sind mittlerweile berufstätig. Ludwig ist bei einem großen Autobauer angestellt und absolviert zusätzlich ein Informatik-Studium. Tobias arbeitet für eine Firma, die Server-Provider anbietet. „Ich habe das Glück, in einer Branche zu arbeiten, die sehr gefragt ist“, so Oettl. Auch Wiedemann ist „voll zufrieden“ mit seiner Arbeit. Er betrachtet die IT-Branche als sehr zukunftssicher.
Die beiden jungen Leute haben auch gemeinsam, dass sie ihre Arbeitszeit größtenteils im Homeoffice verbringen. Oettl: „Das funktioniert für mich sehr gut, spart Zeit“. Wiedemann kennt es seit dem Abschluss der Lehre gar nicht anders.
Für Hurrelmann ist die Generation Z eine Generation, die neben der Wohlstandserfahrung angesichts von Krisen wie Corona, dem Krieg in der Ukraine oder dem Klimaproblem sehr verunsichert ist, auch psychisch. Oettl sagt, „Zukunft“ sei ein „schwieriges Thema“, er habe das Gefühl, die Gesellschaft drifte ab, die Leute würden egoistischer. Aber die Welt entwickle sich auch positiv. Für Wiedemann ist der Krieg in der Ukraine „weit weg“. Und beim anderen großen Krisenthema, dem Klimawandel, ist er eher zuversichtlich, dass das doch „irgendwie schon klappen wird“.
Was machen die Firmen angesichts von hohen Ansprüchen der Generation Z an ihre Jobs? Hurrelmann sieht die Unternehmen vor die Frage gestellt: „Wie gehe ich mit denen um, ohne die Nerven zu verlieren?“ Sie müssten vor allem flexibel sein, denn die digitale Welt sei weiter auf dem Vormarsch. Die Betriebe bräuchten diese Generation, der immerhin rund zwölf Millionen Menschen angehören.