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Senioren

Bremer Wohnprojekt mit Modellcharakter: Jung hilft Alt




Eine Helferin erledigt die Einkäufe eines behinderten Ehepaares.
epd-bild/Jens Schulze
Es geht in erster Linie um Gemeinschaft und um gesellschaftliche Teilhabe: Mit einem beispielhaften Wohnprojekt für Ältere in Bremen wollen die Gründer neue Wege beschreiten - weg von Institutionen, hin zur aktiven Nachbarschaft.

Bremen (epd). Mit einem Modellprojekt will die Stiftung Maribondo da Floresta in Bremen eine Hausgemeinschaft für Menschen mit und ohne Hilfebedarf gründen. Das von der Deutschen Fernsehlotterie geförderte Projekt der Altenhilfe wolle nach holländischem Vorbild einen Beitrag dazu leisten, den Pflegenotstand beispielhaft zu verringern, erläuterte am 19. Juli Initiator Erwin Bienewald und ergänzte: „Die Starken helfen den Schwachen, die jungen den alten hilfebedürftigen Bewohnern.“

Die Mietparteien ziehen ab Oktober ein

Der Komplex unter dem plattdeutschen Namen „Dat nee Huus“ (Das neue Zuhause) steht auf dem Gelände des sozial-ökologischen Quartierprojektes Stadtleben Ellener Hof im Bremer Osten. Dazu gehören 22 barrierefreie Wohnungen in Größen zwischen 27 und 83 Quadratmetern. Das Haus ist fertig, die Mietparteien ziehen ab Oktober ein. Die Behandlungspflege übernimmt ein ambulanter Pflegedienst.

Wer zuverlässig 25 Stunden monatlich Aufgaben übernehme, wohne mietfrei, sagte Bienewald: „Zum Beispiel Ausflüge oder Arztbesuche begleiten, im Haushalt helfen, beim Aufstehen und Zu-Bett-gehen.“ Natürlich könnten auch Freunde, Verwandte und Nachbarn bei der Betreuung assistieren. Den hilfebedürftigen Menschen solle bei aller Unterstützung nichts weggenommen werden, was sie noch selbst können, nur weil es schneller gehen solle. „Hier sind keine Pflege-Module gefragt, sondern Zeit.“

Ausgangspunkt für das Projekt sei die Überlegung gewesen, wie ältere und behinderte Menschen wohnen und Unterstützung erfahren können, ohne über einen Umzug in ein Pflegeheim nachdenken zu müssen, schilderte Bienewald den Hintergrund. Vor dieser Frage hätten auch er und seine pflegebedürftige Partnerin Uschi gestanden. „Im Heim hätte ich sie besuchen dürfen, aber ein gemeinsames Wohnen wäre nicht mehr möglich gewesen.“

Liebevolle menschliche Betreuung

Zu denjenigen, die mit Unterstützungsbedarf einziehen, gehört Stephan Kelm. Der 29-Jährige ist in seiner Sehkraft stark eingeschränkt. „Ich brauche Hilfe, beispielsweise dabei, den Haushalt in Ordnung zu halten“, sagte Kelm. Er könne aber auch etwas beitragen, „zum Beispiel Gesellschaft“. Unterstützung leisten will Ulrike Mai-Wich (60). Sie komme aus Bremerhaven und ziehe mit ihrer Hündin ein.

Es gehe um Gemeinschaft, um Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und um eine liebevolle menschliche Betreuung, bekräftigte Stiftungsgründer Bienewald. „Gemeinschaft wie auf einem Dorf mit Leuten, die füreinander da sind“, führte Projektleiter Stephan Hafner aus. „Wir wollen auch etwas gegen die Einsamkeit tun.“

Die Fernsehlotterie fördert „Dat nee Huus“ Bienewald zufolge mit rund 186.000 Euro: „Für den Aufbau und für die Ausbildung der Helfenden.“ Das Projekt sei der Versuch, eine neue Form der Betreuung und Pflege zu versuchen, „eine Form, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, nicht aber die Vorgaben einer Institution“.

Dieter Sell


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