Frankfurt a.M., Berlin (epd). Die großen christlichen Kirchen in Deutschland wollen Geflüchteten bei unzumutbaren humanitären Härten weiter in ihren Räumen Asyl gewähren. Aus christlicher Motivation heraus sei dieses ein letztes Mittel, um in Einzelfällen eine Abschiebung zu verhindern, sagte Ulrike La Gro, Sprecherin der Ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche mit Sitz in Berlin, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Vor 40 Jahren wurde das erste Kirchenasyl in einer evangelischen Kirche in Berlin gewährt.
Für viele Flüchtlinge sei das Kirchenasyl nach oft jahrelanger Flucht und Trauma die letzte Möglichkeit für eine bessere Zukunft für sich selbst und ihre Familien, sagte La Gro. In der EU solle es unbedingt gerechtere Mechanismen der Verteilung von Geflüchteten geben. „Auch wenn es auf europäischer Ebene momentan keine Mehrheiten dafür gibt, befürworten wir ein Modell, in dem Kosten geteilt werden und ankommende Flüchtlinge Wahlmöglichkeiten haben, wo in der EU ihr Asylverfahren durchgeführt wird“, sagte La Gro.
Viel zu oft werde die Chance, die Migration auch in Form von Flucht biete, für die Gesellschaft verkannt, sagte die Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft. Neben einzelnen Verbesserungen für bereits im Land lebende Geflüchtete baue auch Deutschland mit an einer „Festung Europa“: Diese wehre an den EU-Außengrenzen Menschen ab, dränge sie zurück und wolle die Aufnahme und den Flüchtlingsschutz „auslagern“, sagte La Gro.
Der Ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft „Asyl in der Kirche“ sind derzeit 511 Kirchenasyle mit 786 Personen bekannt, 154 davon seien Kinder. Die Zahl der Geflüchteten sei in den vergangenen Monaten gestiegen. Die allermeisten Menschen im Kirchenasyl erhielten später einen Schutzstatus, ein Bleiberecht in Deutschland, sagte La Gro.