sozial-Politik

Familie

Väteranteil beim Elterngeld steigt




Ein Vater mit seinem Baby (Archivbild)
epd-bild/Jürgen Blume
Der Väteranteil beim Elterngeld steigt, bleibt aber hinter dem Anteil der Mütter weiter deutlich zurück. Für Kritiker ist das ein Beleg, dass es noch weit hin ist zur gleichberechtigten Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit.

Wiesbaden, Berlin (epd). Das Elterngeld wird weiter hauptsächlich von Müttern bezogen, die Väter holen aber auf. Im vergangenen Jahr nahmen rund 482.000 Männer das Elterngeld in Anspruch, das waren 2,1 Prozent mehr als 2021, wie das Statistische Bundesamt am 29. März in Wiesbaden mitteilte. Damit stieg der Anteil der Väter auf 26,1 Prozent (2021: 25,3 Prozent). Er blieb aber hinter dem Anteil der Mütter weiter deutlich zurück. Insgesamt sank die Zahl der Bezieherinnen und Bezieher von Elterngeld um 1,2 Prozent auf gut 1,8 Millionen.

Erhebliche Unterschiede bei der Bezugsdauer

Der Väteranteil gibt den Anteil der männlichen Bezieher an allen Elterngeldbezügen an. Er würde also genau 50 Prozent betragen, wenn bei allen Kindern sowohl der Vater als auch die Mutter gleichermaßen Elterngeld beziehen würden.

Spitzenreiter im Bundesländervergleich mit einem Väteranteil von 30,2 Prozent war 2022 - wie im Vorjahr - Sachsen, gefolgt von Thüringen (28,4 Prozent), Bayern (28,3 Prozent) und Baden-Württemberg (28,3 Prozent). Am niedrigsten lag der Väteranteil 2022 - ebenfalls wie im Vorjahr - im Saarland (20,8 Prozent).

Nach wie vor gibt es den Daten zufolge erhebliche Unterschiede zwischen Frauen und Männern bei der geplanten Bezugsdauer des Elterngeldes. Sie lag bei den Frauen im Jahr 2022, wie schon im Vorjahr, bei 14,6 Monaten (2020: 14,5 Monate; 2019: 14,3 Monate). Die von Männern angestrebte Bezugsdauer war mit durchschnittlich 3,6 Monaten dagegen deutlich kürzer und hat sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren sogar leicht verringert (2019 bis 2021: 3,7 Monate).

„Weit entfernt von gleichberechtigter Aufteilung“

Nina Stahr, Sprecherin für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung der Grünen-Bundestagsfraktion, sagte in Berlin, die Daten zeigten, „dass wir gesellschaftlich noch weit von einer gleichberechtigen Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit entfernt sind“. Zwar gebe es einen positiven Trend, wonach mit 26,1 Prozent immer mehr Väter Elternzeit nehmen, „doch vom Wunsch vieler junger Familien nach paritätischer Aufteilung sind wir noch weit entfernt.“

Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, erklärte, auch wenn es grundsätzlich erfreulich sei, dass sich der Anteil der Väter minimal erhöht habe, „ist die Quote der Väter, die Elterngeld beziehen, doch nach wie vor erschreckend gering“. Besonders problematisch sei, dass die ohnehin viel kürzere Bezugsdauer bei den Vätern im Vergleich zu 2021 sogar geringfügig zurückgegangen sei.

Dirk Baas