Berlin (epd). Einer Umfrage zufolge sind fast 70 Prozent der Pflegeeinrichtungen in Deutschland in ihrer Existenz bedroht. Das geht aus Daten hervor, die der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) bei knapp 2.500 Pflegeheimen, ambulanten Diensten und teilstationären Einrichtungen erhoben hat. Präsident Bernd Meurer: „Hier bahnt sich eine Katastrophe für die Gesellschaft an.“
Die Pflegeeinrichtungen seien derzeit erheblichen Kostensteigerungen durch anhaltende Pandemiefolgen, hohe Energiekosten und die Inflation sowie die seit letztem Jahr geltende Tarifpflicht ausgesetzt. Die Kostensteigerungen konnten trotz monatelanger Verhandlungen mit den Kranken- und Pflegekassen nicht überall angemessen refinanziert werden, so der Präsident.
„Diese Belastungen treffen die Einrichtungen in einer Situation, in der der Personalmangel lägst dazu führt, dass Zimmer in Pflegeeinrichtungen nicht belegt werden können oder Pflegedienste ihre Touren zusammenstreichen müssen“, erläuterte Meurer. Die Leidtragenden seien Pflegebedürftige und ihre Familien, die längst nicht mehr selbstverständlich die Versorgung fänden, die sie benötigten.
Meurer warnte auch vor einem Übergreifen der Krise auf andere Branchen: „Wer für die pflegebedürftige Mutter keinen Pflegedienst oder Heimplatz findet, kann selber morgen nicht zur Frühschicht erscheinen.“
Der Verband rief Bund und Länder auf, an zwei Stellen sofort aktiv zu werden: „Die Kostenträger müssen an ihre Pflicht erinnert werden, Kostensteigerungen zu refinanzieren. Hier brauchen wir Moderation von Krisengesprächen durch die Politik“, so Meurer. Vor allem aber setzt Meurer große Hoffnungen in die anstehende Neugestaltung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes. „Deutschland braucht deutlich mehr und deutlich schnellere Zuwanderung in die Langzeitpflege. Sonst steuern wir auf eine massive Unterversorgung zu.“