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Neue App soll Demenz-Risiko erkennen




Neue App will Demenz-Diagnosen erleichtern
epd-bild/Bernd Bohm
Karlsruher Wissenschaftler entwickeln eine App zur Früherkennung und individualisierten Behandlung von Demenz. An dem Projekt, das sich noch in der Testphase befindet, beteiligt sich auch die Diakonie Baden.

Karlsruhe (epd). Gedächtnislücken sind oft der Anfang: In Deutschland sind rund 1,8 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Heilen lässt sich die Erkrankung, die vor allem ältere Menschen betrifft, nicht. Je früher eine Demenz erkannt wird, desto besser.

Risikofaktoren der Erkrankung

Durch eine frühzeitige Behandlung könnte rund ein Drittel aller Demenzerkrankungen verhindert oder zumindest im Verlauf positiv beeinflusst werden, sagte Johannes Walter, Digital-Referent der Diakonie Baden, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Bislang würden weltweit nur 20 bis 50 Prozent aller Demenzerkrankungen erkannt.

Mithilfe von Künstlicher Intelligenz soll es künftig möglich sein, nicht nur Risikofaktoren für die Erkrankung rechtzeitig zu identifizieren, sondern auch die Demenz selbst schneller zu entdecken. Helfen soll dabei eine App namens „Alfredo“, die vom Karlsruher Forschungszentrum Informatik (FZI) gemeinsam mit der Diakonie Baden entwickelt wurde und jetzt getestet wird.

Sie soll dazu beitragen, die geistige Gesundheit und das Gedächtnis zu erhalten. Vor allem Patientinnen und Patienten mit leichten Demenz-Symptomen könnten von diesem Angebot profitieren, sagt Walter. Das Projekt wird mit 650.000 Euro vom Land Baden-Württemberg gefördert.

In dem Computerprogramm werden verschiedene Diagnose- und Monitoringmethoden kombiniert, um frühzeitig eine differenzierte Diagnose zu stellen, die Ursache zu erkennen sowie geeignete Gegenmaßnahmen zu identifizieren. Per Smartwatch sollen etwa Gesundheitswerte wie EKG, Blutdruck und Bewegung gemessen werden.

Empfehlungen zur Änderung des Lebensstils

Der vielversprechendste Ansatz zur Behandlung von Demenzen sei derzeit die Risikofaktorenbehandlung, erläutert Entwickler Marius Gerdes vom FZI. Dies setze darauf, dass der Gesundheitszustand des Patienten ganzheitlich, aber auch präzise und zielorientiert verbessert wird. Dazu wurde eine App für Smartphone und Smartwatch entwickelt.

Damit sollen zunächst drei von mehreren Risikofaktoren für Demenz überwacht werden, nämlich Schlafqualität, Bewegungsmangel und Ernährung. Mit dem Monitoring bekommen die Teilnehmenden auf sie persönlich zugeschnittene Empfehlungen zur Änderung ihres Lebensstils.

So werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beispielsweise per App daran erinnert, sich ausreichend zu bewegen und sich gesund und abwechslungsreich zu ernähren. Wer die Aufgaben „30 Minuten spazieren gehen“, „Dehnübungen machen“ oder „einen Apfel essen“ geschafft hat, drückt auf der App die Taste „erledigt“.

Für die Interaktion sollen auch Angehörige und der ambulante Pflegedienst einbezogen werden. Die klinische Bewertung und Telekonsultation wird dann von Neurologen durchgeführt. Bisher ist das Angebot lediglich im Großraum Karlsruhe über die Teilnahme an der Studie nutzbar, die im März beginnt.

„Wir wollen keine Versprechen machen“, sagte Lena Messemer, Projektmanagerin der Diakonie Baden beim Projekt Alfredo. Auch wenn sich eine Demenz bislang nicht heilen lasse, trage die App auf jeden Fall zu mehr Lebensqualität bei.

Christine Süß-Demuth