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Hochschulen

Trend zur Akademisierung von Heilberufen



Gütersloh (epd). An den deutschen Hochschulen ist einer Studie zufolge in den vergangenen 15 Jahren die Nachfrage bei Studiengängen für Heilberufe wie Physiotherapie, Logopädie oder Ergotherapie deutlich gestiegen. Zwischen den Wintersemestern 2005/2006 und 2021/2022 hat sich die Studierendenzahl für nichtärztliche Heilberufe/Therapien fast verfünffacht, wie eine am 17. Februar in Gütersloh veröffentlichte Sonderauswertung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) ergab.

Aktuell sind demnach in diesem Studienbereich rund 15.000 Studentinnen und Studenten eingeschrieben, davon rund 3.100 Erstsemester. Vor 15 Jahren betrug der Zahl der Studierenden in den Fächern insgesamt 3.000.

Praxisnahes Bachelorstudium

Studienautorin Sigrun Nickel verwies auf das Vorbild der Hebammenausbildung, die in Deutschland seit drei Jahren in Form eines praxisnahen Bachelorstudiums erfolgt. Doch während international für Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie eine Hochschulausbildung seit Jahrzehnten Standard sei, gebe es hierzulande weiterhin sowohl einen beruflichen als auch einen akademischen Ausbildungsweg.

Für die drei Heilberufe gab es der Studie zufolge im vergangenen Jahr deutschlandweit 112 Studienangebote, die meisten davon in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Von diesen ist fast die Hälfte ein berufsbegleitendes Studium. 17 Studienangebote sind Vollzeit-Hochschulstudiengänge.

„Seit rund 15 Jahren wird über die Akademisierung diskutiert, aber eine klare Richtungsentscheidung fehlt“, kritisierte Nickel. Die Forscherin vermutet dahinter finanzielle Gründe. Mit einer Vollakademisierung würden Teile der Ausbildungskosten vom Gesundheitssektor auf die Länder als Träger der Hochschulen verlagert, erläuterte die Expertin. Auch steigende Durchschnittsgehälter in den Therapieberufen bei einem akademischen Abschluss könnten als Kostentreiber gesehen und das Vorhaben deshalb entsprechend ausgebremst werden.