Karlsruhe (epd). Allen Pflegereformen zum Trotz: das stationäre und ambulante Pflegesystem in Deutschland stößt nach Einschätzung von Fachleuten an seine Grenzen. Für eine „Pflege in Würde“ brauche es einen Sinneswandel, sagten Vertreterinnen und Vertreter von badischen und württembergischen Pflegeeinrichtungen am 30. Januar bei einem Online-Pressegespräch, zu dem das Diakonische Werk der Evangelischen Landeskirche in Baden in Karlsruhe eingeladen hatte.
Rund fünf Millionen Menschen sind laut der Diakonie Baden deutschlandweit auf Pflege angewiesen. Tendenz steigend. Die Probleme seien bekannt, sagte Florij Sula von der Evangelischen Altenhilfe in St. Georgen: Überbordende Bürokratie, widersprüchliche Vorgaben, Frustration der Mitarbeitenden.
„Das System stellt sich mir wie eine massive Mauer entgegen“, beschrieb Denis Dörrich von der Samariterstiftung in Nürtingen seine Wahrnehmung. Ursprünglich zur Qualitätssicherung eingeführte Kontrollen und Begehungen der Einrichtungen würden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als „Gängelband“ erlebt. Darunter litten sowohl die Gesundheit der Pflegekräfte als auch die Würde der Pflege, sagte Dörrich.
Sula, Dörrich und weitere zwölf Leitende aus dem Pflege- und Gesundheitssektor haben sich im Sommer 2021 zusammengeschlossen, um den Pflegeberuf von innen heraus zu verändern. „Wir wollen die Sinnhaftigkeit unserer Arbeit herausstellen“, sagte Hartmut Cech von der Evangelischen Stadtmission Freiburg. Sie planen als „Pioniere der Pflege in Würde“ einen Zukunftstag für die Pflege.
Zu diesem Tag seien alle Interessierten aus Pflege, Politik sowie Versicherer eingeladen, um mit „Kopf, Herz und Verstand auf das System Pflege zu schauen“, ergänzte Petra Prosparis, die gemeinsam mit Katrin Sickora und dem Kernteam von „Pioniere der Pflege“ diesen Tag gestalten wird. „Wir gehen davon aus, dass aus unseren Ansätzen in Baden eine ganz große, ja deutschlandweite Bewegung wird“, sagte Sickora.