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Pflegen bis zur Rente: Auf die Arbeitsbedingungen kommt es an




Erschöpfte Pflegerin
epd-bild/Werner Krüper
Pflegekräfte verlassen überdurchschnittlich häufig und schon nach relativ wenigen Berufsjahren die Branche. Wie sie sich allerdings in dem von ihnen gewählten Ausbildungsberuf halten lassen, zeigt eine Studie der Berufsgenossenschaft.

Hamburg (epd). Unter bestimmten Voraussetzungen können Pflegekräfte in ihrem Beruf das Rentenalter erreichen. Dies zeigt ein Forschungsprojekt der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), wie die Behörde am 25. Januar in Hamburg mitteilte. Im Mittelpunkt des Projekts „Ein Leben lang in der Pflege“ habe die Frage gestanden: Welche positiven, gesundheitserhaltenden Aspekte tragen dazu bei, dass Menschen gern und lange professionell in der Pflege arbeiten?

Fürsorge durch Arbeitgeber und Vorgesetzte

In Interviews und Gruppendiskussionen mit 61 Pflegerinnen und Pflegern der Altersgruppe 50 plus sei deutlich geworden: Besonders wichtig sind gute Rahmenbedingungen wie verlässliche Dienstplanung, Ausstattung mit Personal und Hilfsmitteln, die Entlastung von pflegefremden Tätigkeiten sowie Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Von großer Bedeutung seien auch die Berufsmotivation, die Zusammenarbeit im Team sowie eine Anerkennung für die geleistete Arbeit, berichten die Projektleitenden Michaela Sorber und Björn Teigelake von der BGW. Zudem hätten die Befragten betont, wie wichtig es sei, Fürsorge durch Arbeitgeber und Vorgesetzte zu erfahren und auch selbstfürsorglich zu handeln.

In ihren Antworten beurteilten die über 50-jährigen Pflegekräfte ihren Beruf als abwechslungsreich, fordernd und sinnstiftend. „Viele von ihnen konnten sich nicht vorstellen, einen anderen Beruf auszuüben, und würden den Pflegeberuf nach wie vor wählen“, heißt es in der Studie. Wenn sie die Arbeitsbedingungen nicht mehr vertretbar fanden, wechselten die Fachkräfte das Unternehmen, nicht den Beruf.

„Um lange im Beruf zu bleiben, spielt der Berufseinstieg eine wichtige Rolle“, sagte Pflegewissenschaftlerin Sorber. Dazu zähle einerseits eine fundierte Ausbildung, in der die Neulinge gut angeleitet und auf ihre Aufgaben vorbereitet werden. Auch beim Übergang von der Ausbildung in den Beruf sollten die Anfängerinnen und Anfänger begleitet werden. „Eine gute Einarbeitung ist maßgeblich für die weitere Entwicklung des Berufsverlaufs.“

Entwicklungsmöglichkeiten des Berufs nutzen

Für einen langen Berufsverbleib ist es laut Studie wesentlich, die zahlreichen Entwicklungsmöglichkeiten des Pflegeberufs zu nutzen. Immer wieder gelte es, die individuell passenden Arbeitsbereiche und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung zu finden. Dazu müssten die Beschäftigten allerdings auch zu Veränderungen bereit sein und sich auf Neues einlassen.

Wer in körperlich weniger anstrengende Aufgabengebiete oder in Bereiche ohne Schichtarbeit wechseln möchte, sollte das Älterwerden im Beruf rechtzeitig in den Blick nehmen und Weiterbildungsmöglichkeiten wahrnehmen. Ausschlaggebend sei auch, dass Führungskräfte ihre Mitarbeitenden dabei unterstützen, eine passende Tätigkeit und tragfähige Arbeitsbedingungen zu finden, heißt es in dem Projektbericht weiter.

Darüber hinaus finden es die Pflegenden wichtig, Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung zu fördern. „In einem guten Team lässt sich vieles erreichen, vieles kompensieren“, sagte Björn Teigelake, Gesundheitspädagoge bei der BGW. Eine Mischung aus Beschäftigten unterschiedlichen Alters wurde von den Befragten ausdrücklich befürwortet:

„Pflegende müssen auch mehr Wertschätzung erfahren“, ergänzt Teigelake mit Blick auf die Studienergebnisse. „Ihre Person und Expertise muss ernstgenommen werden. Das bedeutet insbesondere, sie in Entscheidungsprozesse einzubeziehen und zu informieren.“ Wertschätzung und Anerkennung müssten Pflegende von anderen Berufsgruppen, von Patientinnen und Patienten sowie Angehörigen und auch gesellschaftlich erfahren.

Markus Jantzer