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Pflege

Pflegerat legt Positionspapier zur Leiharbeit vor



Berlin (epd). Der Deutsche Pflegerat (DPR) hat ein Positionspapier vorgelegt, das auf die Probleme durch Leiharbeit in der Pflege eingeht. Darin werden elf Forderungen an die Politik, die Kostenträger und die Träger von Kliniken und Pflegeeinrichtungen erhoben. Ziel müsse es sein, Leiharbeit in der Pflege überflüssig zu machen.

„Der enorme Anstieg der Leiharbeit ist ein Symptom für die Krise in der Pflege“, sagte Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats. Ursache für die zunehmende Leiharbeit seien die unzureichenden Arbeitsbedingungen und der Personalmangel, die eine Kompensation bei einem Ausfall des Stammpersonals nicht erlaubten. „Weiter führen Zeitmangel, das Fehlen einer verlässlichen Dienstplanung und unattraktive Arbeitszeiten, die sowohl die Vereinbarkeit von Familie und Beruf als auch die Work-Life-Balance enorm erschweren, zu einem Anstieg der Zeitarbeit“, so die Präsidentin. Weitere Gründe seien das Gehalt und zum Teil auch fehlende Führungskompetenzen, heißt in der Publikation mit dem Titel „Ursachen und Auswirkungen der Leiharbeit in der Pflege entgegenwirken“.

Zahlen steigen deutlich an

Auch in der Altenpflege stieg den Angaben nach die Zahl der Leiharbeitnehmer zwischen 20014 und 2018 von rund 8.000 auf 12.000 im Jahr 2018 an. Neuer Zahlen liegen nicht vor. 2020 waren in der Gesundheits- und Krankenpflege, dem Rettungsdienst und der Geburtshilfe zusammen rund ca. 23.400 Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter beschäftigt.

Leiharbeitnehmer seien jedoch nicht das Problem, sondern das Ergebnis der schlechten Arbeitsbedingungen. „Ziel muss es daher sein, gute Arbeitsbedingungen in den Einrichtungen zu schaffen, auch durch gut ausgebildete Führungspersonen, um damit die Leiharbeit überflüssig zu machen“, erläuterte Vogler.

Gewinnmargen von Verleihfirmen offenlegen

Der Pflegerat listet in seinem Papier zahlreiche Forderungen auf, darunter eine refinanzierte Personalausstattung, die anhand eines Pflegepersonalbemessungsinstruments vom Pflegebedarf der Patienten beziehungsweise Bewohner abgeleitet wird. Zudem müssten Ausfallkonzepte gefunden und angewendet sowie Springepools vorgehalten werden. Dazu kommt der Wunsch nach einer angemessenen Vergütung der Pflegefachpersonen, Hebammen und Leitungspersonen, die der beruflichen Verantwortung gerecht wird. Und es wird auch gefordert, die Gewinnmargen der Leiharbeitsfirmen in der Pflege offenzulegen und gegebenenfalls auch zu begrenzen.

Vogler wies zudem darauf hin, dass die Sicherheit der Versorgung der Patienten bei übermäßigem Einsatz von Leiharbeitnehmerinnen gefährdet sei. „Sie können die Qualitätsanforderungen nicht im gleichen Umfang wie die Stammbelegschaft gewährleisten.“ Sie blieben meist ein Fremdkörper. Ihre fachliche und soziale Kompetenz könne nur schwer eingeschätzt werden. Und: „Betriebsspezifische Arbeitsabläufe sind ihnen in der Regel nicht bekannt. Sie müssen zeitintensiv eingearbeitet werden.“

In der Folge würden, auch wegen der höheren Verdienste der Leiharbeitskräfte, die festangestellten Mitarbeitenden benachteiligt. Das führe zu steigender Belastung und zu weiterer Unzufriedenheit, zu Konflikten und zur Entsolidarisierung innerhalb der beruflich Pflegenden.