Magdeburg (epd). Für Außenstehende kam der Schritt plötzlich, doch intern soll es schon länger gekriselt haben: Die Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg, der größte Träger diakonischer Einrichtungen in Sachsen-Anhalt, trennen sich von ihrer Vorsteherin und Vorstandsvorsitzenden Edda Weise. Zur Begründung teilten die Stiftungen lediglich mit, man sehe sich seit Jahren wachsenden Herausforderungen gegenüber und wolle auf die geänderten Rahmenbedingungen strategisch reagieren. Dabei sei man mit Edda Weise übereingekommen, diesen Weg der Neuausrichtung nicht mehr gemeinsam zu gehen, sondern auch eine personelle Neuaufstellung zu ermöglichen.
Hintergrund der Entscheidung des Stiftungskuratoriums sind offenbar Veränderungsprozesse, vor denen zahlreiche Krankenhäuser im Land und bundesweit stehen: Die Gesellschaft wird insgesamt älter, die Leistungen der Kliniken müssen sich entsprechend anpassen.
Hinzu kommt ein verbreiteter Mangel an Fachkräften in Pflegeberufen, auch ist der Kostendruck in vielen Krankenhäusern durch die Corona-Jahre und die aktuellen Preisanstiege enorm gewachsen. „Wir stehen vor Konzentrationen, auf die die Stiftungen reagieren müssen“, sagte der Vorsitzende des Kuratoriums, Oberkirchenrat Albrecht Steinhäuser, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Für diese Veränderungsprozesse sei unternehmerisches Denken erforderlich, und der Vorstand müsse in solchen Dingen mit einer Stimme sprechen. „Auch als Theologe muss man die finanziellen Auswirkungen erkennen können“, so Steinhäuser. Offenbar hat das Kuratorium Edda Weise diese Fähigkeiten nicht zugetraut.
Derzeit haben die Vorstände Michael Saffé und Klaus-Dieter Schinkel die kommissarische Leitung übernommen. Wie es im Vorstand der Pfeifferschen Stiftungen personell weitergeht, hängt laut Steinhäuser auch von der künftigen strategischen Ausrichtung der diakonischen Einrichtung ab. „Wir werden jetzt erst einmal schauen, wie wir die Vorstandsarbeit in größerem Bogen konfigurieren wollen“, sagt der Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Das heißt: Wer künftig die Leitung übernimmt, ist nach seinen Worten auch davon abhängig, welche Kooperationen mit anderen Einrichtungen zustande kommen und wie sich die Stiftungen grundsätzlich für die Zukunft aufstellen.
„Die Vorstellung ist nicht, dass die Stiftungen auf mittlere Sicht ohne theologischen Vorstand auskommen“, sagt der Kuratoriumsvorsitzende: „In kürzerer Sicht müssen wir aber erstmal schauen, wie es in der Diakonie-Landschaft weitergeht. Wir werden die Stelle also nicht gleich morgen ausschreiben.“
Dennoch würdigt Steinhäuser ausdrücklich die Leistungen von Edda Weise: So seien die Stiftungen gut durch die Pandemie gekommen. Auch ethische Herausforderungen, wie beispielsweise die Triage, also die Frage begrenzter medizinischer Ressourcen bei der künstlichen Beatmung von Corona-Patienten, hätten die Stiftungen intensiv bedacht, so der Kuratoriumsvorsitzende. Schließlich habe sich Weise dafür engagiert, dass die diakonische Einrichtung auch trotz der sinkenden Zahl an Diakonissinnen eine geistliche Mitte behalte.
Edda Weise war seit Februar 2020 als erste Frau in der Geschichte der Einrichtung Vorstandsvorsitzende der Pfeifferschen Stiftungen mit rund 1.800 Mitarbeitenden. Auf dem Campus im ostelbischen Magdeburger Stadtteil Cracau verfügt die vor über 130 Jahren gegründete Traditionseinrichtung unter anderem über Krankenhäuser, ein Medizinisches Versorgungszentrum, Wohn- und Werkstätten für Menschen mit Behinderungen sowie Seniorenheime. Weise war zuvor Dekanin und Vorsitzende des Diakonischen Werkes in Würzburg.