München (epd). Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) will ab September kurzfristig mehr Kinder in den bayerischen Kitas unterbringen. Möglich mache das die sogenannte „Experimentierklausel“ aus dem Bayerischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz (BayKiBiG), die die Politikerin am 30. August in München vorstellte. Mithilfe dieses Instruments erhielten Träger in einem befristeten Modellprojekt die Chance, kurzfristig den akuten Platz- und Erziehermangel abzufedern.
Die Nachfrage nach Kinderbetreuung sei in den vergangenen Jahren enorm gestiegen und werde wohl, auch angesichts der aktuellen Krisen, „sehr stark weiter ansteigen“, sagte Scharf: „Ich bin überzeugt, dass die Menschen wieder mehr arbeiten werden müssen.“ Daher brauche es eine moderne Gesellschaftspolitik, die sich den Bedürfnissen der Familien, aber auch der Wirtschaft annehme.
Konkret sollen Kita-Träger mehr Freiheiten bekommen, um in ihren Einrichtungen zusätzliche Plätze zu schaffen, etwa im Bereich der sogenannten Mini-Kitas. Auch sollen sogenannte „Einstiegsgruppen“ ermöglicht werden, in denen Kinder bis vier Jahre einen Platz bekommen können, bevor sie in einer regulären Gruppe unterkommen; in diesen Gruppen sind laut Scharf Abstriche beim Bildungsauftrag erlaubt und keine Fachkräfte nötig. Außerdem kann die Großtagespflege künftig flexibler gestaltet werden: Hier können fortan 15 Kinder gleichzeitig betreut werden, wenn eine pädagogische Fachkraft anwesend ist.
Die Qualität der Betreuung soll dabei nicht leiden, betonte Scharf: Dafür werde mit entsprechender Qualifizierung gesorgt. Nach Schätzungen des Sozialministeriums fehlten mindestens 19.000 Fachkräfte und 10.000 Ergänzungskräfte in den bayerischen Kitas. Diese Zahlen sind laut Scharf jedoch nicht mehr ganz aktuell und würden derzeit neu erhoben.