Düsseldorf (epd). Vor einer weiteren Zuspitzung des Fachkräftemangels beim Pflegepersonal in den nordrhein-westfälischen Krankenhäusern warnt die Caritas. Insbesondere die Auswirkungen des kürzlich zwischen der Gewerkschaft ver.di und den Universitätskliniken abgeschlossenen „Tarifvertrag Entlastung“ kritisierte der katholische Sozialverband am 5. August vehement. Der sehe zwar Arbeitsentlastung für deren Pflegepersonal vor, belaste damit jedoch indirekt alle anderen Krankenhäuser, heißt es in einer Mitteilung, die in Düsseldorf veröffentlicht wurde.
„Wenn die Beschäftigten an den Unikliniken zusätzliche freie Tage erhalten, führt das dort automatisch zu einem höheren Personalbedarf, der in der aktuellen Situation nur durch Abwerbung von anderen Kliniken oder Pflegeeinrichtungen gedeckt werden kann“, sagte Caritasdirektorin Esther van Bebber aus dem Erzbistum Paderborn. Damit verschärfe sich in NRW zwangsläufig die Konkurrenz ums Personal, würden Lücken untereinander gerissen und bewusst in Kauf genommen: „Dieser Tarifabschluss führt zu einem ‚Fachkräfte-Kannibalismus‘ unter den Kliniken.“ Die einzelnen Krankenhäuser könnten dem ohne strukturelle Lösungen nicht entkommen.
Nach langem Streik hatten sich die Unikliniken in NRW ver.di am 19. Juli auf ein Eckpunktepapier zu einem „Tarifvertrag Entlastung“ geeinigt. Dieser soll Anfang 2023 in Kraft treten. Das Land Nordrhein-Westfalen habe angekündigt, die Universitätskliniken bei der Umsetzung des Tarifvertrages finanziell zu unterstützen. „Vor dem Hintergrund der gesetzlich verankerten Trägervielfalt und im Sinne eines fairen Wettbewerbes unter den Krankenhäusern ist eine solche einseitige Finanzierungszusage nach Auffassung der Caritas in NRW schlicht Wettbewerbsverzerrung“, so die Direktorin.
Um eine Ungleichbehandlung zu verhindern, müsse sich eine Finanzierungszusage des Landes auf alle Krankenhäuser erstrecken. Zusätzliche finanzielle Mittel des Landes müssten allen Krankenhäusern und deren Pflegekräften zugutekommen, unabhängig von deren Trägerschaft und Größe. Die Katholischen Krankenhäuser seien starke und gute Arbeitgeber, benötigten aber ebenso faire und gerechte Rahmenbedingungen. „Das sind genau die strukturellen Herausforderungen rund um den Pflegeberuf, die die Politik lösen muss“, forderte die Caritas in NRW.