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Teilhabe

Studie: Deutschland nach wie vor digital gespalten




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epd-bild/Heike Lyding
Eine Studie der Initiative "Digital für alle" sieht Deutschland nach wie vor digital gespalten. Danach wünschen sich viele Menschen mehr Teilhabe an der Digitalisierung.

Berlin/Münster (epd). Die Initiative „Digital für alle“ hat mehr Investitionen in digitale Bildung angemahnt. Laut einer am 21. Juni online veröffentlichten Befragung sieht mehr als die Hälfte der Menschen das Land digital gespalten. Für die Erhebung wurden 1.000 Bundesbürgerinnen und -bürger ab 16 Jahren befragt. „Es muss unsere gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein, Deutschland digital zu einen und allen Menschen zu ermöglichen, sich sicher und souverän in der digitalen Welt zu bewegen“, sagte der Präsident des Branchenverbandes Bitkom, Achim Berg, bei der Präsentation der Studie. Vor allem ältere Menschen drohe die Gefahr, digital abgehängt zu werden, stellte die Initiative fest.

Mehr Fortbildung gewünscht

Jeder Zweite würde gerne mehr an der digitalen Welt teilhaben, kennt sich aber zu wenig mit digitalen Technologien aus, heißt es in der Studie. Danach wünschen sich die Menschen in Deutschland mehr Fortbildungsmöglichkeiten. Acht von zehn (83 Prozent) sprechen sich dafür aus, digitale Medien- und Informationskompetenzen über die gesamte Bildungskette hinweg zu fördern. 57 Prozent fordern kostenfreie Schulungs- und Weiterbildungsangebote. „Hier müssen wir ansetzen und die Vermittlung von Digital- und Medienkompetenz von der Kindheit bis ins hohe Alter in den Fokus rücken“, forderte Berg.

Grundsätzlich sehe mit 87 Prozent ein Großteil der Deutschen die Digitalisierung als Chance, heißt es in der Umfrage. Bei aller Aufgeschlossenheit fehle es aber an digitaler Kompetenz, stellte der Präsident des Deutschen Städtetages und Münsteraner Oberbürgermeister, Markus Lewe (CDU), fest. „Wenn nur jeder Zweite aktuell richtig einschätzen kann, ob Informationen im Netz von einer vertrauenswürdigen Quelle kommen, ist das ein ernstes Problem.“ Digitale Kompetenz sei mitentscheidend für die Frage, inwiefern Demokratie künftig noch funktioniere.

Auch für ältere Menschen brauche es mehr Angebote in der Erwachsenenbildung, damit sie nicht digital abgehängt würden, betonte Lewe. Laut der Studie geht 18 Prozent der Befragten die Digitalisierung zu schnell, vor allem den über 75-Jährigen (36 Prozent). Auch die Präsidentin des Deutschen Caritasverbands, Maria Welskop-Deffaa, warnte vor den Folgen der Altersdiskriminierung im Zuge der Digitalisierung. Schon jetzt sei die Suizidrate bei Menschen über 70 Jahren deutlich höher als bei jungen Menschen, weil diese sich häufiger einsam und aus der Gesellschaft ausgegrenzt fühlten. „Wenn wir nicht aktiv dazu beitragen, dass die Digitalisierung diese latenten Gefahren nicht verstärkt, dann steuern wir wirklich auf eine gesellschaftliche Spaltung hin“, sagte sie.

Digitale Kenntnisse im Ehrenamt

Welskop-Deffaa wies auch auf die große Bedeutung der digitalen Bildung im Bereich der Wohlfahrtsverbände hin. „Längst ist der Sozialraum hybrid, alle niedrigschwelligen Kontaktmöglichkeiten brauchen digitale Unterstützung.“ Auch für das Ehrenamt seien digitale Kenntnisse heute unerlässlich. „Ehrenamtliche und freiwillig Engagierte brauchen Zugang zu digitaler Infrastruktur und Unterstützung beim digitalen Kompetenzerwerb, unabhängig von Alter, Herkunft oder Einkommen.“

Die Initiative „Digital für alle“ ist ein breites Bündnis, unter anderem aus Wohlfahrts-, Wirtschafts- und Verbraucherverbänden, Gewerkschaften und Organisationen aus dem Gesundheits- und Bildungsbereich.

Claudia Rometsch