sozial-Branche

Krieg in der Ukraine

Solwodi: Gefahr der Ausbeutung von geflüchteten Frauen



Boppard (epd). Die Frauenhilfsorganisation Solwodi hat vor der Gefahr der Ausbeutung geflüchteter Ukrainerinnen gewarnt. „Wir rechnen damit, dass in den kommenden Monaten deutlich mehr Frauen aus der Ukraine Unterstützung bei uns suchen werden“, sagte die Solwodi-Vorsitzende Maria Decker dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es sei zu befürchten, dass die Zwangslage von geflüchteten Frauen vereinzelt ausgenutzt werde, um diese in die Prostitution zu drängen oder sie als unbezahlte Arbeitskräfte in Privathaushalten auszunutzen.

„Wir wissen, dass dubiose Gestalten an Ankunftsbahnhöfen nach jungen, hübschen Ukrainerinnen fragen“, sagte Decker. In einschlägigen Freier-Foren in den Sozialen Medien seien bereits übelste sexistische Posts zu finden, dass man sich auf „Frischfleisch“ aus der Ukraine freue. „Da ist eine Erwartungshaltung, und die Betreiber der Prostitutionsstätten werden versuchen, diese zu bedienen“, befürchtet Decker.

Hilfen für Opfer von Gewalt

Solwodi mit Hauptsitz in Koblenz berät in seinen bundesweit 19 Fachberatungsstellen und sieben Schutzeinrichtungen Frauen mit Flüchtlings- oder Migrationshintergrund, die in Deutschland Opfer von Menschenhandel, Prostitution oder Gewalt geworden sind. Unter den jährlich rund 2.000 von Solwodi betreuten Frauen stammten nach Angaben der Organisation vor Kriegsbeginn 20 bis 30 aus der Ukraine.

In den vergangenen Wochen hätten bereits geflüchtete Ukrainerinnen Hilfe bei der Anmeldung und Behördengängen gesucht, berichtete Decker. Bis erste Fälle von Ausbeutung die Beratungsstellen erreichten, werde es einige Monate dauern. „Wir fürchten, dass traumatisierte, geflüchtete Frauen vielleicht zunächst gar nicht erkennen, dass sie in eine neue Gewaltsituation kommen.“ Das gelte auch in Privathaushalten, wo in Einzelfällen geflüchtete Ukrainerinnen im Gegenzug für eine Unterkunft als kostenlose Pflege- und Haushaltskräfte ausgenutzt werden könnten.

Flyer in ukrainischer Sprache

Solwodi versuche, die Frauen derzeit mit Flyern in ukrainischer Sprache vor den Gefahren zu warnen, die an den Ankunftsknotenpunkten verteilt würden, sagte Decker. Zusätzlich sei es aber notwendig, dass private Helfer, die den Transport von geflüchteten Frauen übernähmen, registriert würden. Der Großteil der Hilfsangebote sei ehrlich, beobachtet Decker. Doch es müssten größere Anstrengungen unternommen werden, um die wenigen schwarzen Schafe herauszufiltern. „Das müsste von staatlicher Stelle organisiert werden“, forderte Decker. Wichtig sei es auch, dass die Öffentlichkeit sensibilisiert sei und Verdachtsfälle an die Polizei oder aber an Hilfsorganisationen wie Solwodi melde.

Claudia Rometsch