Berlin (epd). Angesichts der drastisch steigenden Spritpreise fordern Pflege- und Sozialverbände die Bundesregierung zum Handeln auf. „Bleibt der Benzinpreis dauerhaft hoch, muss seitens des Gesetzgebers Entlastung geschaffen werden“, sagte Helvi Seehafer, Fachbereichsleiterin Pflege in der Bundesgeschäftsstelle der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH), am 14. März dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wichtig sei, dass die Zusatzkosten nicht an die Patientinnen und Patienten weitergegeben werden und Pflege nur noch für wohlhabende Menschen bezahlbar werde.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) beklagte, dass die „aktuell rasant ansteigenden Preise für Öl, Gas, Diesel, Benzin für unsere Einrichtungen und Dienste eine zusätzliche wirtschaftliche Belastung bedeuten“. Über deren Kompensationsmöglichkeiten werde derzeit intensiv beraten. Es müsse geklärt werden, in welcher Weise die erhöhten Kosten von den Leistungserbringern weitergegeben bzw. geltend gemacht werden könnten, teilte das DRK in Berlin mit.
Die Johanniter weisen darauf hin, dass die ambulanten Pflegedienste über eine noch stärkere Optimierung ihrer Fahrten nur begrenzt positive Effekte erreichen könnten. Denn für die Sozialdienste sei es schon immer wichtig, zeit- und ressourcenschonend zu arbeiten. „Eine gute Tourenplanung, die auf kurze Wege bedacht ist, wird schon jetzt praktiziert. In Großstädten werden, wenn es sinnvoll erscheint, Fahrräder und E-Bikes eingesetzt. Der Einsatz von Elektrofahrzeugen wurde vielfach schon getestet und umgesetzt“, erklärte Seehafer.
Die Vergütungssätze in der ambulanten Versorgung werden langfristig mit den Pflegekassen verhandelt und fließen in die jeweiligen Wirtschaftsplanungen der Pflegedienste ein. Kommt es zu kurzzeitigen Preissteigerungen, könne dies zum Teil über das Jahr kompensiert werden, sagte Seehafer. Langfristige Preissteigerungen wie aktuell die deutlich erhöhten Kosten für Treibstoffe seien jedoch kaum ausgleichbar - vor allem vor dem Hintergrund, dass die Vergütungssätze schon jetzt sehr knapp bemessen seien.
Bpa-Chef Bernd Meurer sagte, „Verbände lassen sich nicht aus dem Homeoffice wechseln“. Auch er forderte eine gezielte Entlastung von Pflegeeinrichtungen durch die Mehrwertsteuererstattung auf Energiekosten. „Diese Lösung sichert die pflegerische Versorgung, ohne die Pflegebedürftigen einseitig zu belasten.“
Die Rekordpreise an den Tankstellen und bei den Energiepreisen belasteten die Pflegebranche massiv. „Ambulante Pflegedienste müssen gerade im ländlichen Raum täglich weite Strecken fahren, um ihre Patienten zu versorgen“, so der Präsident. Stationäre Pflegeeinrichtungen müssten derzeit teilweise doppelt so hohe Energiekosten tragen wie noch vor wenigen Monaten.
Zudem fordert der Verband die Möglichkeit für Pflegeunternehmen, in schnelle Nachverhandlungen mit den Kostenträgern zu treten, damit die unerwartet hohen zusätzlichen Kosten in den Vergütungsvereinbarungen berücksichtigt werden.