Berlin (epd). Für viele Menschen ist Frank Zander echtes Berliner Ur-Gestein. Einen wie ihn gebe es nicht noch einmal, sagen sie in Berlin. Sein Sohn und Manager Marcus Zander erklärt das so: „Die Menschen haben ganz unterschiedliche Erinnerungen an Frank: An den schwarzen Humor, an die Hertha-Hymne, an das persönliche Geburtstagslied, an seine Kunst und an sein Engagement für Obdachlose. Und alle Erinnerungen stimmen.“
Frank Zander kommt am 4. Februar 1942 in Berlin-Neukölln zur Welt, lernt den Beruf des Grafikers. Seine Musikkarriere startet er als Sänger und Gitarrist der Band, die sich später „Gloomys“ nennt. Seit er einmal mit einer Mandelentzündung auf Tour gegangen ist, statt sie zu Hause auszukurieren, ist sein Markenzeichen seine raue Stimme.
Der Durchbruch gelingt ihm 1974 mit dem Lied „Ur-Ur-Enkel von Frankenstein“. Frank Zander singt und rappt sich fortan unter Pseudonymen wie Fred Sonnenschein durch die deutsche Pop-Landschaft. Er moderiert im Fernsehen, etwa in der WDR-„Plattenküche“. Er arbeitet als Synchronsprecher wie in dem Film „Asterix, der Gallier“. 1990 nimmt er als Musiker eine neue Rolle an: Kurt, mit schwarzem Hut, Sonnenbrille und weißem Schal. Sein Hit heißt „Hier kommt Kurt“.
Wenn man Frank Zander fragt, wo all das herkomme, sagt er: „Ich bin umtriebig“. Er sitze gerade in seiner eigenen Kneipe, erzählt er am Telefon. Die Küche der Nebenwohnung habe jemand für ihn umgebaut. In seiner Kneipe hängen Bilderrahmen mit Erinnerungen an die verschiedenen Stationen seines Lebens. „Ich bin der letzte der Mohikaner in meiner Branche. Wer so lange durchgehalten hat, hat einiges erlebt.“
Deutschlandweit bekannt ist auch sein Engagement für Menschen auf der Straße: Seit 1995 organisieren Frank Zander und seine Familie ein Weihnachtsfest für Obdachlose. Angefangen hat er im Schloss Diedersdorf mit 300 Gästen. Im Jahr 2019 waren es 3.000 obdachlose und bedürftige Gäste. Zander erinnert sich noch an das erste Fest: „Die Dankbarkeit war doch gewaltig.“ Die Menschen seien sehr herzlich. In den vergangenen zwei Jahren konnte das Obdachlosenfest wegen der Corona-Pandemie nicht in der üblichen Form stattfinden. Stattdessen servierte Zander Gänsebraten aus einem Foodtruck.
Die Feier gehe auf die Idee seiner Plattenfirma zurück, so wie Bruce Springsteen in den USA die neue CD vor armen Menschen vorzustellen. Ihm habe das nicht behagt, erzählt Frank Zander. „Das war eine ganz blöde Idee, auf dem Rücken von armen Menschen Werbung für eine CD zu machen“, erinnert sich auch Marcus Zander. So hätten sie die dann Feier ganz ohne CD-Werbung veranstaltet.
Unterstützung bekommt Zander bei seinem Engagement vom Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, das die Spenden für das Event verwaltet. Die ehemalige Diakoniedirektorin Susanne Kahl-Passoth hat viele Jahre mit anderen Prominenten bei Zanders Obdachlosenfest die Gänsekeulen serviert. Sie erinnert sich: „Wenn die Gäste ankommen, steht Frank Zander am Eingang und begrüßt jeden persönlich. Er lässt sich umarmen. Dieser persönliche Bezug ist beeindruckend.“
Und Dieter Puhl, ehemaliger Leiter der Bahnhofsmission am Zoo, sagt: „Frank Zander ist der beste Öffentlichkeitsarbeiter für das Thema Obdachlose.“ Vor 25 Jahren habe keiner das Thema und die Betroffenen sehen wollen. Damals hätten die Leute noch von „Pennern“ gesprochen und davon, dass in Deutschland niemand obdachlos sein müsste. Das habe sich geändert. „Das ist eine Pionierleistung von Frank Zander“, sagt Puhl, der seit 29 Jahren in der Obdachlosenhilfe arbeitet.
2002 bekommt Zander vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau das Bundesverdienstkreuz verliehen. Zander erinnert sich: „Dieser Orden, das Bundesverdienstkreuz, das hat mich überrascht.“ Seit dem Moment hätten ihn die Leute ernst genommen mit seinem Engagement für Obdachlose.
Marcus Zander sagt: „Was die meisten Menschen nicht wissen, ist, dass mein Vater Maler und Grafiker ist. Er malt viel und ist damit sehr erfolgreich.“ Und so malt Frank Zander „seine Fische“, wie er sagt. Das bereite ihm Freude und bringe Geld.
Zum 80. Geburtstag hat sich Frank Zander Gesundheit für seine Familie gewünscht und dass er noch lange weitermachen könne. „Ich habe immer das Gefühl, ich werde nicht erwachsen“, sagt er. Ein Wunsch fällt ihm dann doch noch ein: „Das Sparschwein für die nächste Feier steht bereit.“ Wer möchte, könne gerne für das Weihnachtsfest der Obdachlosen spenden.