Frankfurt a.M. (epd). Menschen in Altenpflegeheimen erkranken nach Aussage der Frankfurter Pflegeforscherinnen Katja Kraus und Lisa Luft häufig unbemerkt an Depressionen. „Obwohl depressive Erkrankungen auch im höheren Lebensalter gut behandelbar sind, werden diese in Altenpflegeeinrichtungen bei Bewohnerinnen und Bewohnern häufig nicht bemerkt und dementsprechend nicht behandelt“, sagte Kraus vom Hessischen Institut für Pflegeforschung dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Studienlage weise darauf hin, dass 30 Prozent der Bewohner an einer akuten Depression litten, doch nur rund 43 Prozent von ihnen eine ärztliche Diagnose und eine Therapie erhielten.
Kraus und Luft untersuchten in einem Projekt der Goethe-Universität Frankfurt, der Frankfurt University of Applied Sciences und der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, wie die Versorgung von depressiven Menschen in Altenpflegeheimen verbessert werden kann. Denn: „Es ist davon auszugehen, dass etwa die Hälfte der Bewohnerinnen und Bewohner mit Depression keine adäquate Therapie erfährt“, sagte Kraus. Derzeit sehe die Regelversorgung eine Psychotherapie in Altenpflegeeinrichtungen nicht vor.
„Im Projekt zeigte sich, dass die Diagnose der Depression unter anderem durch die besondere Symptomatik im Alter erschwert wird“, sagte Kraus. „Die Symptome einer Altersdepression äußern sich eher durch Beschwerden und Schmerzen, die den gesamten Körper betreffen können.“ Seniorinnen und Senioren mit Depression klagten beispielsweise über Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden.
Luft verwies auf die Risiken einer unerkannten Erkrankung. „Bleiben Depressionen im Alter unbehandelt, kann dies zu einer reduzierten Lebensqualität, zu Rückzug, Isolation bis hin zum Verlust von sozialer Teilhabe führen“, sagte die Forscherin. Auch hätten Menschen mit Depression ohne Behandlung ein höheres Risiko, an mehreren Krankheiten zu leiden, in ein Krankenhaus eingewiesen zu werden oder sogar früher zu sterben. „Schon leichte depressive Symptome sollten rechtzeitig erkannt werden, um ein Fortschreiten der Krankheit zu verhindern.“