sozial-Branche

Corona

Lebenshilfe: Impfpflicht für alle schützt Menschen mit Behinderung




Ulla Schmidt
epd-bild/Benno Krähahn

Berlin (epd). Die Bundesvereinigung Lebenshilfe dringt auf eine allgemeine Corona-Impfpflicht. Dies würde den Schutz von Menschen mit Behinderung und deren Versorgung und Betreuung in der Pandemie verbessern, sagte die Bundesvorsitzende der Lebenshilfe, Ulla Schmidt, dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Eine allgemeine Impfpflicht bedeutet für Behinderte mehr Teilhabe, mehr Bewegungsfreiheit und mehr Lebensqualität bei gutem Infektionsschutz.“

Die frühere SPD-Bundesgesundheitsministerin unterstrich, Solidarität dürfe nicht nur vom Pflege- und Klinikpersonal verlangt werden. Vielmehr müsse die gesamte Gesellschaft sich solidarisch zeigen gegenüber den in der Pandemie besonders Verletzlichen. Dazu zählten auch Menschen mit Behinderungen.

Finanzielle Prämie überfällig

Zugleich appellierte Schmidt an den Bund, die durch die Corona-Pandemie ausgesetzte Rekrutierung von Fachkräften etwa aus Mexiko oder den Balkan-Staaten wieder aufzunehmen. „Der Fachkräftemangel bereitet auch der Behindertenhilfe Sorgen“, sagte sie. Aktuell fielen in den integrativen Einrichtungen viele ausländische Kräfte wegen Reise- oder Rückkehrbeschränkungen aus. „Wir brauchen dringend eine Rekrutierung“, sagte Schmidt.

Die Betreuungskräfte in der Behindertenhilfe stoßen laut Schmidt nach zwei Jahren Pandemie an ihre Grenzen. Für ihr Engagement zolle sie ihnen grenzenlosen Respekt. Eine finanzielle Prämie halten sie für lange überfällig.

Einen möglichen Einsatz des Sanitätsdienstes der Bundeswehr für Booster-Impfungen bei Menschen mit Behinderungen beurteilte Schmidt grundsätzlich positiv. Allerdings müssten dies Menschen sein, die auf Behinderte zugehen und in einfacher Sprache mit ihnen sprechen könnten. „Wenn beides gegeben ist, könnte es gehen“, sagte Schmidt.

Schmidt, die nicht mehr dem neuen Bundestag angehört, ist sei 2012 Bundesvorsitzende der Bundesvereinigung Lebenshilfe. Von 2001 bis 2009 war die SPD-Politikerin Bundesgesundheitsministerin.

Christina Denz


Mehr zum Thema

Caritas: Impfpflicht in der Behindertenhilfe belastet Betriebsklima

Berlin (epd). Der Caritas-Experte Wolfgang Tyrychter hat sich besorgt über die von März 2022 an geltende Impfpflicht in Krankenhäusern, Pflege- und Behinderteneinrichtungen geäußert. Die Pflege und die Behindertenhilfe seien nach fast zwei Jahren Pandemie sehr belastet, sagte der Vorsitzende der Behindertenhilfe und Psychiatrie des katholischen Wohlfahrtsverbandes dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Und wir sind diejenigen, die jetzt die Impfpflicht in den Einrichtungen durchsetzen sollen.“

» Hier weiterlesen

Ampel will sich für Impfpflicht-Debatte mehr Zeit nehmen

Große Teile der Ampel-Koalition wollen eine allgemeine Corona-Impfpflicht. Und sie wollten sie auch schnell. Angesichts neuer Fragen durch die Omikron-Variante wird jetzt aber gebremst. Eine Entscheidung soll bis Ende März fallen.

» Hier weiterlesen