sozial-Politik

Corona

Kontroverse über begrenzte Impfpflicht




Einträge im Impfpass
epd-bild/Friedrich Stark
Eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen wie Pflegekräfte, Ärzte, Erzieherinnen und Lehrer ist weiter in der Diskussion. Auch werden Forderungen nach einer Impfpflicht für sämtliche Berufsgruppen, die in Einrichtungen wie Heimen, Krankenhäusern, Schulen und Kitas arbeiten, laut.

Frankfurt a.M. (epd). Der Deutsche Pflegerat dringt auf eine Corona-Impfpflicht für alle Beschäftigten in Pflegeheimen und Krankenhäusern. Die Präsidentin des Pflegerates, Christine Vogler, sagte am 18. November der „Wirtschaftswoche“: „Wenn wir über Impfpflichten sprechen, müssen wir grundsätzlich über alle sprechen, die in den Einrichtungen arbeiten.“

Impfpflichten gibt es schon

Die Pflegeratspräsidentin forderte, schnell die rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, damit die Länder entsprechende Verordnungen erlassen und die Impfpflicht kontrollieren können. „Wir haben keine Zeit mehr vor dem Winter“, sagte sie. Vogler verwies darauf, dass es bereits Impfvorgaben gibt, die als Vorbild dienen könnten. So müsse Personal in Krankenhäusern einen Hepatitisschutz nachweisen. Gegen Masern müssten Kinder und Beschäftigte in Kindertagesstätten immunisiert sein.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft (ver.di), Frank Werneke, glaubt hingegen nicht, dass eine Impfpflicht dazu führt, dass „signifikant mehr Menschen geimpft werden“. Vielmehr würden „noch mehr Betroffene ihren Beruf verlassen“, sagte Werneke am 15. November in Berlin. Das verschärfe den Personalmangel in den betroffenen Bereichen, warnte er.

Furcht vor Kündigungen

Auch der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, weist auf die Gefahr eines verschärften Personalmangels hin und sagte: „Wer eine gesetzliche Impfpflicht fordert, hat zunächst zu klären, mit welchen Sanktionen Verweigerer belegt werden sollen. Im Ausland droht dann die Entlassung. Trotzdem haben sich dort zehn Prozent der Altenpflegekräfte nicht impfen lassen.“

Brysch vermutet eine ähnlich hohe Impfverweigerung auch in Deutschland und schlussfolgert: „Wer eine Impfpflicht für medizinisch-pflegerisches Personal in Deutschland umsetzen will, muss auch konsequente Entlassungen verantworten. Dann wären 200.000 Pflegebedürftige dem Risiko einer fehlenden Betreuung ausgesetzt.“

Bernadette Klapper, Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe, räumt zwar ein, dass die Impfquoten zu niedrig seien. „Wir rufen deshalb insbesondere die Menschen, die in engem Kontakt mit anderen Menschen arbeiten, ausdrücklich zur Impfung auf.“ Klapper fügt aber hinzu: „Eine verpflichtende Impfung nur für die beruflich Pflegenden lehnen wir ab.“ Es müsste dann ebenso eine Impfpflicht für Ärzte, Lehrkräfte, Erzieherinnen geben.

Markus Jantzer


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